„Natürlich habe ich als Jugendlicher unheimlich viel gespielt”, erzählt Bence lachend. Das verrate allerdings nicht, wie er zu seinem Designstil gefunden habe. Wie er sonst dazu gekommen sei, kann der gelernte Dekorateur und Diplom-Innenarchitekt jedoch nicht mehr genau sagen. „Ich mag den minimalistischen Stil. Natürlich kann jedes Objekt bis ins letzte Detail anhand von Polygonen, also Vielecken dargestellt werden, mich reizt allerdings, dass ich auch mit sehr wenigen Polygonen noch immer erkennbare Formen schaffen kann.”


Am Anfang stand das Papier

Seine ersten Arbeiten fertigte Bence aus Papier und vor allem für Freunde – als Dekorationselemente oder für Events. „Doch nach und nach kamen immer größere Aufträge. Restaurants und Büros haben angefangen, größere Skulpturen bei mir zu bestellen. In einigen Bars sind meine Installationen das Hauptdekoelement, für andere habe ich das Logo-Tier als Low-Poly-Objekt entworfen und angefertigt.”

Mit der Zeit begann der junge Designer, auch mit anderen Materialien zu experimentieren. „So kam der 3D-Druck ins Bild”, erzählt Bence. Je mehr er sich mit den Feinheiten und Herausforderungen des neuartigen Druckverfahrens auseinandersetzte, umso größer wurde auch der Wunsch nach weiteren Kooperationen. Daraus entstand im vergangenen Jahr das Charity-Event „Careneval”.

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Beim 3D-Druck wird Ebene um Ebene aufgetragen mit kaum Materialverlust.


Zur Teilnahme an dieser besonderen Veranstaltung lud Bence Künstler ein, mit denen er schon zusammengearbeitet hatte oder deren Arbeiten er bereits kannte. Jeder erhielt ein Reh aus Papier – entworfen und gefertigt von Bence. Nun war es der eigenen Kreativität der Modedesigner, Grafiker, Fotografen, Tätowierer, Schmuckmacher, Maler und Graffitikünstler überlassen, wie sie die Rehe verschönern. „Zehn Rehe wurden im Vorfeld angefertigt. Die haben wir bei der Veranstaltung versteigert und so rund 850.000 Forint gesammelt.”

Sieben weitere wurden vor Ort verschönert. „Eigentlich war nicht geplant, diese zu versteigern”, erzählt Bence, doch das Interesse an den ganz unterschiedlichen Werken sei zu groß gewesen. Sie wurden später online versteigert, wodurch weitere 110.000 Forint gesammelt werden konnten. Der Erlös wurde an fünf wohltätige Organisationen gespendet. „Auch für dieses Jahr war ein Careneval geplant, doch wegen der Corona-Situation ist die Veranstaltung erst einmal auf Eis gelegt worden”, so Bence.


Schuhe aus dem 3D-Drucker

Mit den neuen Materialien kamen auch immer neue Ideen und schließlich die Frage, ob sich auf diese Weise auch Gebrauchsgegenstände machen lassen. Die Antwort: Gar kein Problem! Zumindest nicht für Bence, der von Lampen über Schmuck und Fliegen bis hin zu Schuhen alles aus seinem 3D-Drucker zaubert.

„Ich experimentiere ständig mit neuen Materialien und Technologien”, erzählt er. Seine Experimentierfreudigkeit fand bereits zahlreiche Abnehmer. Beispielsweise seine gute Freundin und Modedesignerin Virág Kerényi. Für sie entwarf er hochhackige Damenschuhe: „Ich habe schon Schmuckdesigns zu mehreren ihrer Kollektionen beigesteuert, aber im vergangenen Jahr bat sie mich, für ihre Herbstkollektion Schuhe im Low-Poly-Design zu entwerfen.”

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Auch der ROAR Award entsprang dem kreativen Geist von Bence Koós.


Eine ganz neue Herausforderung, denn obwohl Bence als Mann durchaus den ästhetischen Wert eines schönen Damenschuhs zu schätzen wusste, war ihm der Aufbau doch fremd. „Ich musste quasi von null anfangen, was den Aufbau eines Schuhs angeht – wo die Sohle tatsächlich aufliegt, wie genau der anatomische Aufbau ist. Neben all dem wollte ich natürlich etwas entwerfen, was zu Virágs Kollektion passt, weswegen ich laufend Rücksprache mit ihr hielt, was Design und Farbe angeht.”

Komplettiert wurden die Schuhe von der Lederdesignerin Kata Bartyik, welche Riemen, Schnallen und Sohlen hinzufügte. „Sie hat die Schuhe erst tragbar gemacht”, erklärt Bence lachend.

Die Schuhe waren ohne Frage ein besonderes Highlight der Kollektion, in Serie wird Bence damit jedoch vorerst nicht gehen: „Die Grundlage ist natürlich da, aber wir müssten viel an der Fertigung optimieren, um wirklich in Serie gehen zu können.”

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Zum inoffiziellen Star Wars Fan-Feiertag (4.Mai) fertigte Bence einen Mandalorian-Helm, den Graffitikünstler Imre Fork besprühte.


Andere modische Accessoires wie die von ihm entworfene Fliege hingegen stammen allein von Bence – sind aber nicht weniger ein Hingucker. Die Low-Poly-Optik wirkt, als sei der Träger direkt aus einem Videospiel entsprungen, und noch dazu kann man die Fliege, die Bence unter seinem Label Ecohunt vertreibt, auseinandernehmen und wieder zusammenstecken. So lässt sich Farbe und Design beliebig verändern.

Seine frühere Liebe zu Videospielen sei inzwischen durch das Spiel mit Low Poly abgelöst worden, gesteht Bence. Das merkt man seinen Entwürfen auch an: Minimal und vollkommen klar in ihrer Form sowie absolut unmissverständlich in ihrem Design wirken seine Hunde, Eulen, Rehe und Elefanten ebenso realistisch wie unwirklich. Obwohl aus Papier erwartet man doch fast, dass sie sich jeden Moment erheben und davonlaufen.


Reduktion als Herausforderung

Low Poly kommt aus dem Bereich der Videospiele und obwohl Bence selbst leidenschaftlicher Gamer war und sogar schon an der Entwicklung eines Spiels des deutschen Herstellers Golden Tricycle teilgenommen hat, begann seine Liebe zu diesem scheinbar einfachen Design viel später: „Eine Aufgabe in meiner Diplomarbeit verlangte es, dass ich einen Gegenstand aus Papier nachbilde. Da fing ich an, die Struktur „zurückzudenken” und Ebene für Ebene zu vereinfachen.” So entstand die Hirschtrophäe, die nicht nur Bences erstes Papierwerk, sondern auch der Ausgangspunkt für sein Design­label Ecohunt war. Mittlerweile arbeitet Bence auch viel mit 3D-Druck: „Das ist im Prinzip wie Zeichnen, nur dass du eben ein Material benutzt und Ebene für Ebene aufbaust.”

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Bence fertigt auf Wunsch auch ganz eigen-designte Gebrauchsgegenstände an.


Darin liegt auch der größte Unterschied zu anderen Formen der Bildhauerei: „Da hast du ein Stück Material, von dem du wegnimmst und so eine Skulptur erschaffst – egal ob Bildhauer oder CNC-Fräse. Beim 3D-Druck hingegen wird nur das Material verbraucht, das das Werkstück selbst verlangt. Es gibt kaum Abfall.”

Wie bei allen technischen Geräten gibt es auch beim 3D-Druck von kleinen Einsteigermodellen bis hin zu industriellen Großdruckern alles. Doch damit ist es nicht getan. „Einen Drucker kaufen und dann damit zuhause einfach drauflos drucken wollen, ist, als wolle man ohne Rezept kochen”, erklärt der erfahrene Designer. Zwar gebe es mittlerweile riesige Datenbanken, die fast wie die Bildersuche bei Google funktionieren und aus denen man Objektvorlagen herunterladen kann, aber wer wirklich etwas ganz Individuelles kreieren will, der kommt nicht umhin, sich mit entsprechender Software auseinanderzusetzen – und mit dem gewünschten Objekt: „Wenn ich beispielsweise eine Tasse in Katzenform machen will, muss ich mir zuerst eine Tasse nehmen und sie auf ihre einfachsten geometrischen Formen reduzieren. Dann kann ich anfangen, diese Formen zu verändern. Die Herausforderung ist, den geometrischen Formen nur so viele Ebenen hinzuzufügen, wie unbedingt nötig.”

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Eine Fliege ist immer ein Style-Statement,mehr noch, wenn sie modular wandelbar ist.

Mehr zu Bences Arbeiten und dem Label Ecohunt finden Sie unter:

www.facebook.com/ecohunt.zoo

www.instagram.com/ecohunt

www.sketchfab.com/ecohunt

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Selbst Schuhe sind für den studierten Innenarchitekten und seinen 3D-Drucker keine Unmöglichkeit.

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Imre Fork ist Grafiker und Graffitikünstler, der Helm ist nicht die erste gemeinsame Arbeit der beiden.


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