Der Frühling naht mit entschlossenen Schritten, bereits in dieser Woche wurde die magische Grenze von 20°C geknackt. Um diese Zeit werden die Drahtesel und Hightech-Räder gleichermaßen aus dem Winterschlaf geholt. Insbesondere in Zeiten des Corona-Viruses scheint das Rad als Transportmittel gesünder denn je. Doch nicht nur deswegen ist das Rad immer beliebter in der ungarischen Hauptstadt. Alles, was man zum glücklichen Radeln braucht, gibt es „hausgemacht“ aus Budapest.


Mode rund ums Rad

Neben dem sportlichen Aspekt ist es aber vor allem das Lebensgefühl, dass in Budapest mit dem Radfahren daherkommt. Denn hier gibt es eine so aktive Subkultur, wie woanders kaum.

Eine ausgesprochen „schmucke“ Variation dieser Subkultur ist das Schmuck- und Accessoire-Label „Felvarrom“. László Szabó ist das Gesicht und der Macher hinter dem Label: „Am Anfang haben wir unter dem Label ‚Felvarrom‘ (übersetzt ‚Ich nähe etwas auf‘) Aufnäher, T-Shirts und allerlei andere Accessoires angefertigt. In meinem Zimmer sammelten sich seinerzeit aber die vielen Radmäntel und irgendwann kam mir die Idee, warum ich nicht ein Armband aus dem Mantel mache, auf dem ich 5.000 Kilometer abgerissen habe. Ab hier nahm der Design-Kreislauf seinen Anfang und ein Produkt brachte das nächste mit sich.“

#

Heute gibt es neben T-Shirts vor allem Gürtel, Portemonnaies, Ohrringe und Kosmetiktaschen, alle aus gebrauchten Fahrradgummis oder Ersatzteilen. Die Ideen dazu kommen dem leidenschaftlichen Radfahrer von selbst. „Irgendwann hat sich mein Verstand einfach diese Denkweise angeeignet. Wenn ich etwas sehe, fange ich sofort an zu überlegen. Ich sehe eine interessante Laptop-Tasche und sofort beginnt der Denkprozess, wie sich diese aus Fahrradschläuchen nähen ließe, wie die Ecken sich ausgehen, wie die einzelnen Schichten funktionieren könnten.”

Von da an ist es nur noch ein kleiner Schritt bis zum ersten Musterstück. Doch auch individuelle Wünsche werden bei Felvarrom erfüllt, egal, ob Sondergröße oder eigene Designwünsche, László ist offen für alles. Dies ist auch wichtig, denn Felvarrom ist nicht nur bei Radenthusiasten beliebt. „Sicher, es gibt Kunden, die die Verbindung zum Rad schätzen, aber vielen gefällt auch einfach, dass unsere Produkte etwas Besonderes sind.”


Haltbar, robust und von den Bedürfnissen der Kunden inspiriert

Etwas Besonderes sind auch die Taschen von Tamás Érces. Mit seinem Label ERTZ ist er bereits seit Jahren unter Budapester Radenthusiasten bekannt (und auch die BZ berichtete bereits über ihn), doch Tamás ist mittlerweile auch auf dem internationalen, vor allem deutschsprachigen Markt unterwegs: „Ich bin sehr viel im Ausland, seitdem ich mein Label so richtig gestartet habe. Meine erste Messe war die Fahrradschau Berlin, die mittlerweile nicht mehr unter diesem Namen und von einem anderen Organisator veranstaltet wird.“ Schon im ersten Jahr war seine Teilnahme ein riesiger Erfolg und seitdem wurde Tamás allein in diesem Jahr bereits auf drei Messen in Deutschland, in Österreich und hier in Ungarn eingeladen.

#

„Ich bekomme sehr gute Rückmeldungen, sowohl von den Kunden als auch von den Organisatoren.“ Kein Wunder, denn Tamás´ Produkte sind haltbar, robust – und von den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden inspiriert. „Im vergangenen Jahr hab ich auf vielen Messen erlebt, dass Leute mit leuchtenden Augen auf meinen Stand zukamen, eine Tasche in die Hand nahmen, umdrehten und dann enttäuscht dreinblickten, weil sie keinen Haken zum Befestigen am Gepäckträger finden konnten.“ Der Wunsch seiner Kunden war Tamás Befehl, und in diesem Jahr hat er sein Angebot um so eine Version erweitert.

Bereits auf der ersten Messe kam die Tasche so gut an, dass er selbst den Prototypen verkauft hat. Generell hat sich aber nicht viel an Tamás´ Taschen verändert, denn „die bewährten Rezepte funktionieren einfach.“ Wobei der junge Designer natürlich auch für Anregungen und Ideen seiner Kunden und für spezielle Herausforderungen offen ist: „Ich habe schon Bestellungen für das englische Radnationalteam gemacht, aber auch immer wieder individuelle Bestellungen.”

Wenn die individuell verwirkliche Idee Tamás aber selbst gefällt und vielleicht sogar etwas ist, an das er selbst schon gedacht hat, landet die Tasche in seinem Angebot. Was Tamás´ Taschen so beliebt macht ist, dass sie wirklich alles mitmachen und „einstecken“ können. „Ich arbeite mit sehr hochwertigem, belastbarem Material, was darauf ausgelegt ist, lange Dienst zu tun.” Auch deswegen sind seine Produkte für den ungarischen Markt etwas zu teuer, „in Deutschland stört sich aber niemand daran. Ganz im Gegenteil, Qualität und Handarbeit werden geschätzt.“ Obwohl Tamás´ Taschen nicht nur etwas für Radfahrer sind, entfalten sie ihre wirkliche Stärke aber nur in Verbindung mit einem Zweirad.

Etwas, was sich über die Bekleidungsmarke GESU nicht sagen lässt, denn GESU macht Sportbekleidung fürs Rad. Hinter dem ungarischen Label stehen Zsuzsanna Köllő und ihr Ehemann. Beide kommen aus der aktiven Radlerszene, wobei Zsuzsas Mann Geri seit langem aktiver Wettkämpfer ist. Und eben diese Erfahrung ist es auch, die GESU zu einer echten Offenbarung macht für alle, die hohe Erwartungen an Funktionsbekleidung stellen. Hört man sich in Fahrradkurierkreisen um, so ist GESU eine der am häufigsten getragenen und gelobten Marken, vor allem, weil sie eben durch die eigene Erfahrung geprägt wissen, worauf es auf dem Rad ankommt.

Diese Erfahrung ist es auch, die ihrem 2016 gegründeten und mittlerweile zu Ungarns Elite gehörendem Radsportteam Epronex BSS Oil zugute kommt. Das ungarisch-österreichische Team hat neben Olympioniken und Nationalteammitgliedern aber auch viele junge Talente an Board und hat sich regional und auch international schon einen Namen gemacht. Und natürlich bezüglich hauseigener Fahrradbekleidung.


Fit für den Frühling

Taschen, Kleidung, Accessoires – so kann der Fahrradfrühling kommen! Einzig das Rad selbst fehlt noch. Wer seinen Drahtesel über den Winter eingelagert hatte, sollte am besten einen Fachmann vor der neuerlichen Inanspruchnahme draufschauen lassen.

#

Die beste Adresse in der Innenstadt ist dafür der Laden Trecikli. Ladenbesitzer Balázs Orbán ist selbst passionierter Radfahrer und steigt auch im Winter nicht vom Rad: „Bevor man im Frühling wieder aufs Rad steigt, sollte zuallererst der Reifendruck gemessen werden. Denn es ist unheimlich nervig, wenn man gerade losradelt und an der ersten Bordsteinkante beißt die Felge den Schlauch kaputt.” Auch Bremsbeläge und Felgen sollten mit einem trockenen Tuch sauber gewischt werden, damit die Bremswirkung nicht durch Staub gemindert wird.

Der erste Weg sollte trotzdem zu einem Fachmann führen, denn es gibt zahlreiche Ersatzteile, die regelmäßig ersetzt werden müssen. Die Mannschaft im Trecikli legt hier Wert auf sinnvolle Wiederverwertung, was geht, wird wieder benutzt. So sind die im Laden gebauten Räder auch fast ausschließlich aus gebrauchten Rahmen und mit teils aus anderen Rädern ausgebauten Ersatzteilen zusammengesetzt.

Gut ausgerüstet und vorbereitet kann der Frühling also kommen!



Felvarrom

Accessoires, Modeartikel, Schmuck

www.felvarrom.hu


ERTZ

Fahrradtaschen

www.ertz.hu


GESU

Funktionale Fahrradbekleidung

https://gesubikewear.eu/


Trecikli

Fahrradwerkstatt (ERTZ-Taschen vor Ort erhältlich)

VIII., Bródy Sándor utca 38

www.trecikli.com


Konversation

WEITERE AKTUELLE BEITRÄGE
Regierungsbeschlüsse

Ende für Transitzonen

Geschrieben von BZ heute

Am kommenden Dienstag reicht die Regierung jene Vorlage im Parlament ein, mit der sie um die…

Im Gespräch mit Columbo, Frontmann der Band Irie Maffia

Musik in der Quarantänezeit

Geschrieben von Péter Réti

Vor 15 Jahren wurde die ungarische Band Irie Maffia gegründet. Die Budapester Zeitung sprach mit…

Brettspielverleih „Játszóház Projekt”

Lasset die Spiele beginnen!

Geschrieben von Elisabeth Katalin Grabow

Gezwungenermaßen verbringen viele Menschen heute mehr Zeit daheim. Da wird die Suche nach neuen…