Mehr als 330 Gäste waren am Dienstag in das elegante New York Palace Hotel gekommen, um beim Jahresauftakt der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer (DUIHK) unter anderem die Schwerpunkte der Kammertätigkeit in diesem Jahr kennenzulernen. Als Gastredner stellte zudem Außenminister Péter Szijjártó die wirtschaftspolitischen Prioritäten der ungarischen Regierung für dieses Jahr 2020 vor.

Vor der Abendveranstaltung hatten sich András Sávos und Péter Szijjártó bereits im kleinen Kreis zu aktuellen Entwicklungen in der Weltwirtschaft, zu den deutsch-ungarischen Wirtschaftsbeziehungen und zu den künftigen Feldern der Zusammenarbeit zwischen der Kammer und der ungarischen Regierung ausgetauscht.


Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit

In seiner Rede an die Mitglieder ging Kammerpräsident Sávos zunächst auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein, die die Tätigkeit der DUIHK bestimmen, und erläuterte anschließend, mit welchen konkreten Angeboten und Themen sich die Kammer diesem Jahr besonders intensiv beschäftigen wird. „In unseren Plänen streben wir nicht andauernd nach revolutionären Veränderungen, sondern vielmehr nach Kontinuität und Verlässlichkeit“, unterstrich Sávos. „Als roter Faden zieht sich dabei die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Mitglieder durch unsere Aktivitäten.“

Wie erfolgreich sich die deutsch-ungarischen Wirtschaftsbeziehungen in den vergangenen drei Jahrzehnten entwickelt haben, verdeutlichte Sávos an der Entwicklung des Warenaustausches: 1993, im Jahr der Gründung der DUIHK erreichte er einen Wert von 4,4 Milliarden Euro. 2019 waren es bereits annähernd 57 Milliarden Euro. Aktuell stehen die Unternehmen beider Länder allerdings auch vor großen Herausforderungen – der DUIHK-Präsident nannte unter andrem den Brexit und protektionistische Tendenzen in der Weltwirtschaft, aber auch die rasanten technologischen Umbrüche.


Fachkräftesicherung bleibt im Fokus

Die DUIHK wolle den Unternehmen daher auch weiterhin mit praxisorientierten Angeboten und Dienstleistungen Unterstützung im täglichen Geschäft, aber auch bei strategischen Überlegungen geben, versprach Sávos. „Einer unserer Schwerpunkte ist traditionell die Verfügbarkeit und Ausbildung von Fachkräften“, so Sávos. In diesem Jahr wolle man daher die bewährten Aktivitäten in diesem Bereich – duale Berufsbildung, Weiterbildungsangebote für Führungskräfte und Experten, Berufsbildungspreis, die Kampagne ‚TechGirls‘ und vieles andere mehr – um weitere Angebote ergänzen, die speziell auf die unteren und mittleren Führungsebenen ausgerichtet sind.

Einen zweiten Schwerpunkt werde laut Sávos das Thema Digitalisierung bleiben. Im Rahmen der Initiative „Netzwerk Digital“ wird die DUIHK gemeinsam mit den anderen Partnern weiterhin praxisrelevante Aspekte der damit verbundenen technologischen und geschäftlichen Umwälzungen aufgreifen und für die Mitglieder konkret machen.

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Mehr als 330 Gäste waren zum DUIHK-Jahresauftakt in das New York Palace Hotel gekommen.


Als drittes Fokus-Thema für 2020 nannte Sávos die Frage, wie sich das zunehmende Umweltbewusstsein in der Gesellschaft auf die Unternehmen auswirken werde. Als Beispiel nannte der DUIHK-Präsident die Automobilindustrie, die für Ungarn und Deutschland gleichermaßen von außerordentlicher Bedeutung sei. „Die technologische und geschäftliche Transformation der Branche wird in einem sehr großen Kreis von Unternehmen die geschäftlichen Rahmenbedingungen verändern. Wir wollen diese Veränderungen aufgreifen, fachlich begleiten und praxisrelevante Erfahrungen und Lösungen vermitteln“, kündigte Sávos an.


Strukturwandel in der Industrie

Die Wettbewerbsfähigkeit Ungarns und der Strukturwandel in der Industrie standen auch im Mittelpunkt der Rede von Außenminister Péter Szijjártó. Das vergangene Jahr sei ein weiteres Rekordjahr für die ungarische Wirtschaft gewesen, sowohl in Bezug auf den Export, als auch auf neue Investitionsprojekte, so der Minister. Zudem habe Ungarn gezeigt, dass man eine der höchsten Wachstumsraten auch bei strenger Haushaltsführung, sinkender Staatsverschuldung und sinkendem Schadstoffausstoß erzielen könne.

Um auch künftig so erfolgreich zu sein wie in den vergangenen Jahren, habe sich die ungarische Regierung für die Investitionsförderung zwei Ziele gesetzt, erläuterte Szijjártó. „Ein Ziel ist es, die ungarische Automobilindustrie weiter erfolgreich auf die Ära der Elektromobilität vorzubereiten. Schon im vergangenen Jahr haben wir großen Wert darauf gelegt, Investitionen im Bereich Elektromobilität nach Ungarn zu holen. Das wird auch in diesem Jahr so bleiben“, so der Minister. Schon jetzt würden in Ungarn von koreanischen Investoren die weltweit größten Fabriken für Pkw-Batterien gebaut.

Der zweite Schwerpunkt der Investitionsförderung zielt laut Szijjártó auf die Weiterführung des „Dimensions-Wechsels“ der ungarischen Wirtschaft. „Bisher betrachtete man uns eher als produktionsorientiert. Aber wir haben – gemeinsam mit Ihnen, den deutschen Unternehmen – viel getan, damit Ungarn heute als innovations- und entwicklungsorientiert wahrgenommen wird, ‚Invented in Hungary‘ statt nur ‚Made in Hungary‘“, so der Minister.

An diesen beiden Zielen richtet sich auch das System der Investitionsförderung aus, erläuterte Szijjártó. Zum einen würden Investitionszuschüsse der Regierung seit Ende des vergangenen Jahres nicht mehr an die Zahl neu geschaffener Arbeitsplätze gekoppelt, sondern an das technologische Niveau, die Wertschöpfung und den F+E-Gehalt der geplanten Investition. Zum anderen werde man an der Politik festhalten, die geringsten Einkommens- und Körperschaftssteuern in der EU zu bieten. „Wir sind an gemeinsamen Erfolgen interessiert, und so wünsche ich Ihnen, dass Sie auch in einer sich verändernden Weltwirtschaft Ihre Wettbewerbsfähigkeit wahren und festigen – an uns soll es nicht liegen“, schloss Szijjártó.

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