Der Aufsatz „Die kunsthistorische Problematik der lutherischen Reformation“ von Ernő Marosi untersucht den Einfluss mittelalterlicher Kunst auf die Kunst der Reformationszeit, während Anikó Szász „Gesellschaftliche Konflikte im Siebenbürgen des 16. Jahrhunderts“ am Beispiel des Marktfleckens Desch beschreibt. Hierbei berücksichtigt sie die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten.


„Adolph Knigge in Ungarn“

Klára Jakó beschreibt und analysiert in ihrer Abhandlung „Ungarische Sekretäre (secretarii) im Dienste des rumänischen Woiwoden Michael des Tapferen“ die Bedeutung der sprachkundigen Personen in den Woiwodenkanzleien, während László Pakós Beitrag Kenntnisse „Zur Rechtspflege und Vermögensverwaltung im Siebenbürgen des 16.–17. Jahrhunderts“ vermittelt und auf die Bedeutung der Klausenburger Fiskaldirektoren hinweist.

Kálmán Tóths Beitrag zu „Adolph Knigge in Ungarn“ stellt die Bedeutung des guten Benehmens für Ungarn dar und betont insbesondere die Bedeutung des ungarischen Übersetzers János Kis für die Knigge-Rezeption in Ungarn.

Tamás Csíki hinterfragt in seiner Abhandlung „Ethnische und gesellschaftliche Stereotype in den ethnografischen Beschreibungen der Ungarndeutschen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert“, wie die unterschiedlichen deutschen Bevölkerungsgruppen – Siebenbürger und Zipser Sachsen sowie die Deutschen in Südungarn – von zeitgenössischen Autoren beschrieben und kategorisiert wurden.


Untersuchung der Visegrád-Kooperation

Rita Kiss widmet ihre Abhandlung den „Magyaren in Deutschland (1945–1950)“ und erforscht die Situation der ersten ungarischen Emigration nach dem Zweiten Weltkrieg und deren organisatorischen und kulturellen Einrichtungen im Exil. Die umfassendste Abhandlung analysiert die Visegrád-Kooperation nach 1991 unter dem Titel „Ein neuer Ost-West-Gegensatz?“ Der Verfasser Niklas Záboji erschließt diese ostmitteleuropäische Kooperation seit ihrer Gründung im Jahr 1991 und bettet sie in einen regionalen und europapolitischen Kontext ein.

Die drei Forschungsberichte von Krisztina Busa, Henrietta Szenderszki und Orsolya Tóth widmen sich der Literatur, Literaturübersetzung und deren Rezeption. Damit erschließen sie ein Forschungsfeld an der Grenze zwischen literarischer Eigenleistung und Literaturvermittlung, hinterfragen und ordnen auch die Rezeption ungarischer Literatur im deutschen Sprachraum im Sinne eines Kulturtransfers ein.


Auf der Suche nach dem Lukács-Erbe

Im Abschnitt Mitteilungen hinterfragt Tamás Mohay den Mythos „Siebenbürgen, Land der religiösen Vielfalt und Toleranz“, stellt seine Überlegungen in einen historischen Kontext seit der Mitte des 16. Jahrhunderts und untermauert seine Analyse mit zahlreichen statistischen Angaben. István Monok bedauert in seinem Beitrag über „Die öffentliche Sammlung als Erinnerungsort“ die bisher mangelhafte Aufarbeitung und Erschließung des Nachlasses von Georg Lukács und fordert alle Erben auf, dieses Kapitel der Philosophiegeschichte zu erschließen.

Holger Fischer resümiert in den „Rahmenbedingungen und Problembestimmungen der Hungarologie im Spiegel der aktuellen Hochschulpolitik“ die Lage der Ungarnkunde in Deutschland und betont, dass nur dem Ungarischen Institut der Universität Regensburg gelungen sei, „die Hungarologie in einen größeren und bedeutsameren institutionellen und disziplinären Rahmen einzubetten.“

Der Abschnitt Buchbesprechungen umfasst 17 Rezensionen von Buchpublikationen mit hungarologischen Bezügen aus den Fachbereichen Geschichte, Kirchengeschichte, Kulturgeschichte, Reiseliteratur, Politik- und Rechtswissenschaften.

In den drei Chroniken informiert Zsolt K. Lengyel über die „,Ungarische Bibliothek‘ in der Universitätsbibliothek Regensburg“, über die wissenschaftliche Konferenz „200 Jahre Ignaz Philipp Semmelweis (1818–1865)“, die mit Beteiligung des Ungarischen Instituts veranstaltet wurde und dem „,Retter der Mütter‘ und Pionier der Krankenhaushygiene“ gewidmet war. Zuletzt ist Lengyels Grußwort zur Fotoausstellung „Donaumetropolen Wien – Budapest. Stadträume der Gründerzeit“ abgedruckt.


Fußnote:

Ungarn-Jahrbuch 34 (2018), herausgegeben von Zsolt K. Lengyel.

Der gebundene Band umfasst 344 Druckseiten und ist beim Verlag Friedrich Pustet erschienen. Preis: 44 Euro.

Das Ungarn-Jahrbuch wird im Auftrag des Ungarischen Instituts München e. V. vom Ungarischen Institut der Universität Regensburg redigiert und herausgegeben. Die hungarologische Zeitschrift vereinigt deutsch- und englischsprachige Beiträge der ungarischen und internationalen Forschung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Geschichte, Kultur, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft des historischen und gegenwärtigen Ungarn sowie der über mannigfaltige Beziehungen verbundenen Räume. Der zeitliche Rahmen der Abhandlungen, Forschungsberichte, Mitteilungen, Besprechungen und Chronik erstreckt sich vom Mittelalter bis in die Gegenwart.

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