Noch einmal verbeugen sie sich, dann verschwinden die Studierenden hinter der Bühne, bis das Klatschen der Zuschauer durchdringender wird. Der Saal der Ferenc-Liszt-Akademie vibriert. Auf einmal tauchen die Studierenden wieder auf der Bühne auf, verbeugen sich lächelnd und sonnen sich ein wenig im wohlverdienten Rampenlicht.

Das zweistündige Konzert „Zu Gast an der Akademie – Die Hochschule für Musik Detmold in Budapest“ zeigte die Früchte sechstägiger, intensiver Proben. Ziel des Projekts ist es, die deutsche und die ungarische Kultur einander näherzubringen.

Die Idee für die interkulturelle Zusammenarbeit stammt ursprünglich von einem der Professoren an der Hochschule für Musik Detmold, Alexander Gebert. Neben ihm waren des Weiteren die Professoren József Kiss und Thomas Lindhorst sowie ausgewählte Studierende der Detmolder Hochschule Ende März nach Budapest gereist.

Organisiert hatte die Zusammenarbeit der beiden musikalischen Institutionen der gebürtige Ungar József Kiss, da er nicht nur einst an der Ferenc-Liszt-Musikakademie studiert, sondern 1987 dort auch seine Lehrtätigkeit begonnen hatte.


Vorbereitung auf Hochtouren

Zu Beginn des Projektes, erzählt Kiss, hätten sich beide Musikinstitutionen in ihren eigenen Reihen einig werden müssen, welche Studierenden die ideale Besetzung für das Kammermusik-Konzert seien. In Detmold habe man die Instrumentalisten vor allem nach der Qualität ihres Könnens ausgewählt. Bei der Ferenc-Liszt-Akademie habe dagegen mehr der Zeitfaktor eine Rolle gespielt, erzählt Kiss, denn die Studierenden seien im Rahmen ihres Studiums vielseitig engagiert und wirkten beispielsweise in verschiedenen Ensembles mit. Hinzukäme, dass viele als Solisten auf diversen – oft sogar internationalen Bühnen stehen.

Neben der Besetzung sei vorab ebenfalls die Auswahl der Musikstücke, die auf dem Konzert vorgetragen werden sollten, erfolgt. Vor allem sei es den Professoren wichtig gewesen, sowohl ungarische als auch deutsche Kompositionen vorzuspielen.

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Foto: Liszt Academy/János Posztós
Ausgewählt wurde schließlich unter anderem das Musikstück „Lo svago“ des ungarischen Komponisten Frigyes Hidas, der sein Kompositionsstudium 1951 ebenfalls an der Ferenc-Liszt-Musikakademie in Budapest abgeschlossen hatte. Besondere Bekanntheit erreichte er durch seine Werke für Blasorchester. Noch heute zählt sein Konzert für Oboe und Orchester Nr. 1 zu den meistgespielten ungarischen Oboenkonzerten.

Weiterhin stand ein Musikstück von Rudi Stephan, „Musik für sieben Saiteninstrumente op. 16”, auf dem Programm. Dieses bietet eine breite Instrumentenvielfalt – von der Violine bis hin zum tiefen Kontrabass. Rudi Stephan, der 1908 sein Studium am Konservatorium in Frankfurt am Main abschloss, fiel mit gerade einmal 28 Jahren im Ersten Weltkrieg. Doch schon zu Lebzeiten galt er als einer der talentiertesten deutschen Komponisten seiner Generation.

Unter Leitung der Detmolder Professoren begannen ab dem 26. März in den Konzerträumlichkeiten der Ferenc-Liszt-Akademie intensive Proben. Alexander Gebert hielt zudem einen zweitägigen Meisterkurs für Cellisten ab, da es seitens der Studierenden der Ferenc-Liszt-Akademie großes Interesse gegeben habe.


Nachwehen des Konzerts

Einige Tage nach der Aufführung zieht Professor József Kiss für die Budapester Zeitung ein erstes Fazit: Die Teilnahme am Kammermusik-Austauschprojekt sei eine ausgezeichnete Möglichkeit für alle Studierenden gewesen. Auf diese Weise hätten Studierende und Hochschullehrer aus verschiedenen Ländern Bekanntschaft schließen und miteinander in ihrer einzigartigen, gemeinsame Sprache, der Musik, kommunizieren können. Nebenbei habe man auch die Traditionen und die Atmosphäre der Partnerinstitution sowie die ungarische Hauptstadt erkunden können.

„Diese Woche war fantastisch und das Konzert war mitreißend! Wir alle und das Publikum haben sehr viel Spaß gehabt”, resümiert Kiss.

Im kommenden Jahr werde der zweite Teil des Projektes anlaufen, dann würden die Studierenden der Ferenc-Liszt-Akademie eine Woche lang unter der Leitung der Budapester Professoren in Detmold für ein Konzert proben.

Beide Musikinstitutionen im Überblick

Die Türen der Ferenc-Liszt-Akademie öffneten sich 1875 zum ersten Mal. Innerhalb kurzer Zeit entwickelte sie sich zu einer der prestigeträchtigsten Musikinstitutionen in ganz Europa.

Als großer Unterstützer galt der ungarische Komponist und Namensgeber der Akademie Ferenc Liszt. Heutzutage ist sie mit 900 Studierenden die größte Musikhochschule in ganz Ungarn.


Die Hochschule für Musik Detmold wurde 1946 gegründet und kommt heute auf 800 Studierende. Ausgebildet werden diese für eine spätere berufliche Tätigkeit in Orchestern, auf Konzert- und Opernbühnen sowie am Dirigentenpult. Aber auch musikpädagogische sowie kirchenmusikalische Studiengänge gehören zum Profil der Hochschule, ebenso wie die Musikvermittlung.

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