Dass es in Budapest eine Vielfalt an Kulturangeboten wie Theater, Museen und Kunstausstellungen gibt, ist kein Geheimnis. Doch was vielen nicht oder nur weniger bewusst ist – auch außerhalb der Millionenstadt kann man auf das eine oder andere kulturelle Highlight stoßen. Deshalb kann sich auch am Goethe-Institut Budapest niemand mehr vorstellen, nur in der ungarischen Hauptstadt aktiv zu sein.


Die Besonderheiten anderer ungarischer Städte hervorheben

Im Frühjahr des letzten Jahres kam die Idee für das Projekt „Ortsgespräche“ auf, mit dem das Institut die Besonderheiten anderer ungarischer Städte hervorheben möchte. Dabei gehe es nicht um ein kurzfristiges Unterfangen. Vielmehr würden durch das Projekt langfristige Partnerschaften entstehen, erklärt Michael Müller-Verweyen, der Direktor des deutschsprachigen Instituts mit Sitz in der ungarischen Hauptstadt.

Der Aufbau von solchen Partnerschaften braucht jedoch seine Zeit. Schon vor den eigentlichen „Ortsgesprächen“ würden die Kooperationen durch einen intensiven Gedankenaustausch vorangetrieben, erklärt Müller-Verweyen der Budapester Zeitung. Zuerst müsse man verstehen, was für die potenziellen Partner wichtig sei, wie sie sich positionieren und an welchen Themen sie arbeiten.


Auf den ersten Blick eher unattraktiv

So war es beispielsweise auch mit der Universität Dunaújváros, die dem Goethe-Institut beim zweiten Ortsgespräch Ende März als Partner zur Seite stand. Warum die Bildungseinrichtung dafür besonders geeignet ist, kann der Institutsdirektor genau beschreiben: „Die Universität ist ein Anziehungspunkt, an dem geistige Produktion stattfindet.“ Das sei nicht nur für die Studierenden attraktiv. Vielmehr biete die Lehranstalt einen Grund für die Einheimischen, in ihrer Heimatstadt zu bleiben.

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In den Räumlichkeitender Universität wurde angeregt diskutiert.


Wer sich an die imposanten Gebäude in Budapest gewöhnt hat, für den scheint die Industriestadt Dunaújváros mit ihren unzähligen Plattenbauten und teilweise heruntergekommenen und tristen Häuserfassaden auf den ersten Blick in der Tat wenig anziehend zu sein. Die Stadt ist sichtlich von der Zeit der Schwerindustrie geprägt.

Wahrscheinlich ist dies auch der Grund, warum sich Müller-Verweyen während seiner Besuche in Dunaújváros an die deutschen Städte im Ruhrgebiet erinnert gefühlt hat. Die Transformation ehemaliger Industriestädte sei eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit, findet der Institutsdirektor. Dabei müssen sich die Städte neu erfinden.


Viel Diskussionspotenzial

Von der Förderung des Kulturbereichs im Bildungswesen bis hin zu gemeinsamen Problemen, die Industriestädte in Ungarn und Deutschland verbinden – Gesprächsstoff gab es genug, als sich das Goethe-Institut Ende März mit der Bildungseinrichtung, dem Bürgermeister István Gombos und Vertretern von Kultureinrichtungen in den Räumlichkeiten der Universität Dunaújváros zum Ortsgespräch zusammensetzte.

Zudem verfolgten Studierende der Bildungsanstalt den anregenden Diskurs, der in ungarischer Sprache geführt wurde. Dabei dürfte allen Beteiligten die besondere Position von Dunaújváros klar geworden sein, die durch den rapiden Transformationsprozess des Ortes von einer Siedlung hin zur Industriestadt gekennzeichnet ist. Aufgrund dessen gelte auch der Skulpturenpark, der hier 25 Jahre lang vom Stahlwerk gesponsert wurde und auch weiterhin gefördert werden solle, als Sehenswürdigkeit der Stadt.

Auch wenn die Planung eines Ortsgesprächs um die drei Monate dauere, so sei das eigentliche Gespräch bereits nach zwei bis drei Stunden vorbei, erklärt Müller-Verweyen.

Einzelne Szenen und Außenaufnahmen der Städte, in denen die Ortsgespräche stattfinden, werden deshalb von einem Filmteam zu jeweils neunzig Sekunden langen Einspielern zusammengeschnitten. Am Ende des Projekts soll dann ein circa einstündiger Film über insgesamt vier Gespräche entstehen. „Wir wollen, dass auch nach den Gesprächen etwas davon übrig bleibt“, begründet der Direktor des Goethe-Instituts.

Die Einspieler zu den ersten zwei Gesprächen in Nyíregyháza und Dunaújváros wurden bereits auf der Webseite des Goethe-Instituts veröffentlicht. Zwei „Ortsgespräche“, in Pécs und Veszprém, werden noch folgen.

Weite Informationen finden Sie auf www.goethe.de/hu/

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