Laut den Veranstaltern von Budapest100 ist „jedes Haus interessant“. Seine Geschichte und die seiner Bewohner an die Besucher weiterzugegeben, ist für sie von großer Bedeutung. So werde der Geist der Stadt am Leben erhalten.

Budapest100 ist eine Kooperation der beiden Institutionen Open Society Archives (OSA) und des Kortárs Építészeti Központ (KÉK). Gemeinsam gaben sie 2011 den Startschuss für die jährlich stattfindende Veranstaltung. Hinter OSA steht eine komplexe Archiveinrichtung mit Sitz an der Central European University. Sie ist Aufbewahrungsort wichtiger Sammlungen. In ihrer Arbeit sucht sie nach neuen Wegen für die Bewertung, Kontextualisierung, Präsentation und Verwendung von Archivdokumenten.

Das KÉK hingegen ist ein architektonisches Kulturzentrum, das unter anderem von jungen ungarischen Architekten und Künstlern betrieben wird. Zusammen streben sie danach, durch provokante Programme neue Perspektiven im architektonischen Denken Ungarns aufzuzeigen. Seit seiner Gründung 2006 organisierte das Zentrum circa 500 Veranstaltungen, darunter Ausstellungen, Architekturführungen sowie Festivals.


Motto: Bauhaus

Wie der Name Budapest100 schon verrät, wurden im Rahmen des Festivals anfangs vor allem jene Gebäude der Stadt vorgestellt, die im jeweiligen Jahr ihren 100. Geburtstag feierten. Ende 2014 stellte sich allerdings das Problem ein, dass die Anzahl der hundertjährigen Häuser, zu gering wurde. Daher entschieden sich die Veranstalter dazu, das Programm des Festivals stattdessen jedes Jahr auf einen bestimmten Architekturstil auszurichten.

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Eine Balkonkonstruktion à la Bauhaus im XI. Bezirk. Baujahr: 1941.


Möglichkeiten dazu bieten sich viele, denn Budapest ist eine architektonisch vielfältige Stadt mit einer enormen Bandbreite an Gebäuden aus verschiedensten Epochen: von den römischen Ruinen im Nordwesten der Hauptstadt über den barocken Glanz des Burgviertels bis hin zum im neogotischen Stil errichteten Parlament und den zahlreichen Jugendstilgebäuden in seiner Umgebung.

In diesem Jahr steht Budapest100 unter dem Motto „In the Footsteps of Bauhaus“ (dt.: „Auf den Spuren des Bauhauses“).

Nur wenigen ist bekannt, dass unter den namhaften Vertretern des Staatlichen Bauhauses in Deutschland auch Ungarn waren. So etwa der „Vater der modernen Stahlrohrmöbel“ Marcel Breuer und László Moholy-Nagy. Obwohl beide den Großteil ihres Lebens im Ausland verbrachten, trug ihr Erfolg dazu bei, dass sich das Bauhaus auch in ihrem Heimatland rapide ausbreitete. Hier verkörperte es vor allem in den 1930er- und 1940er-Jahren den Protest der Mittelklasse, die damit gegen das Wiederaufkommen des barocken Lebensstils rebellierte. Damals setzten Architekten in Budapest die Ideale des Bauhauses in Hunderten von Wohnhäusern und institutionellen Gebäuden um.

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Es war die Zeit der schlichten Eleganz. Dieses Treppenhaus ist im XIII. Bezirk in der Pozsonyi út zu finden. Baujahr: 1935.


Quiz, Straßenfeste und Führungen

Genau diese werden nun im Rahmen von Budapest100 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bei den Führungen können Besucher die Bauhaus-Architektur hautnah erkunden. Doch nicht nur Gebäude stehen auf dem Programm, auch der Szent-István-Park, der 1929 eröffnet wurde, ist am ersten Maiwochenende Schauplatz besonderer Angebote. Mit seiner harmonischen, symmetrischen Anordnung vermittelt der Park die Funktionalität im Bauhaus.

Zudem kann man auch das Kraftwerk an der Budafoki út 52 besuchen, das 1912 errichtet wurde. Deutlich zeigen die horizontale Bauweise sowie die großen Fenster, die charakteristischen Merkmale des Bauhauses.

Doch das sind bloß zwei Beispiele aus über 50 Gebäuden, die in 15 verschiedenen Bezirken darauf warten, den Besuchern ihre Geschichten zu erzählen. In dem einen oder anderen Bauhaus-Gebäude lebten schon berühmte ungarische Persönlichkeiten: Auch die ehemaligen Wohnhäuser der Schauspielerin Zsuzsa Csala, des Schriftstellers Emil Kolozsvári Grandpierre, des Grafen János Esterházy und des Regisseurs Pál Sándor sind in diesem Jahr für die Öffentlichkeit zugänglich.

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Ein Wohnhaus geprägt vom funktionalen Geist des Bauhauses. Zu sehen ist es in der Budaer Margit körút. Baujahr: 1938.

Möglich wird die Organisation und Durchführung des urbanen Festivals durch die Hilfe von 150 Freiwilligen, den Hausbewohnern sowie den Vertretern der teilnehmenden Institutionen. Dank ihnen kann ein breitgefächertes Programm auf die Beine gestellt werden. Das Programm reicht von Ratespielen über Außenaktivitäten in den Höfen und Angeboten für Kinder bis hin zu einem Straßenfest. Alle Führungen sind kostenlos. Wer bei den Veranstaltungen von Budapest100 dabei sein will, wird aber darum gebeten, sich rechtzeitig zu registrieren.

Weitere Informationen finden Sie auf www.budapest100.hu

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