Leuchtend bunte Farben und ungewöhnliche Formen, Perspektiven und Proportionen – die Gemälde von Gergő Szinyova stechen sofort ins Auge. Dazu trägt auch bei, dass die sieben Kunstwerke in der Ausstellung „No Abracadabra“ in einem komplett weißen und hell ausgeleuchteten Raum präsentiert werden.


Die Sprache der abstrakten Kunst erneuern

Vor dem Eingang zur Ausstellung im Budapester Trafó steht ein Bildschirm auf dem ein kurzer Film über den Künstler und seine Werke gezeigt wird. Gergő Szinyova beschreibt darin seine Arbeitsweise. Künstlerisches Arbeiten sei ein Prozess, der sich dauerhaft weiterentwickelt, sagt er. Die Ausstellungsbesucher können sich darüber hinaus auch eine Broschüre nehmen, um Informationen über Künstler und Werk nachzulesen: Szinyova erneuere die Sprache der abstrakten Kunst, ist dort zu lesen. Der Künstler nutze das Spiel mit Reproduktion und Individualität, um den Gemälden und ihren Interpretationsmöglichkeiten eine neue Bedeutung zuzuschreiben.

Gergő Szinyova wurde 1986 geboren und hat 2010 an der Ungarischen Akademie der Bildenden Künste in Budapest seinen Abschluss gemacht. Er stellte seine Kunst schon in einer Vielzahl von Städten wie Basel, Brüssel oder Los Angeles aus. Szinyova arbeitet oft alleine, ist aber auch Teil von verschiedenen Künstlerkollektiven. Seine aktuelle Ausstellung wurde speziell für das Trafó entworfen und ist noch bis zum 24. März dort zu sehen.


„Einige Leute haben Angst vor abstrakter Kunst“

Szinyova ist in der hiesigen Kunstszene dafür bekannt, dass er sich mit dem Malen von individuellen Motiven und sich wiederholenden Mustern auf das manuelle und das digitale Zeitalter bezieht. Der Budapester Zeitung erklärte er: „Meine Praxis basiert darauf, die Balance zwischen digitalem und manuellem Bild zu halten. Ich lebe im digitalen Zeitalter und schaffe mit den heutigen technischen Hilfsmitteln individuelle, einzigartige Werke.“ In der Broschüre seiner aktuellen Ausstellung ist zu lesen, dass Begriffe wie Homogenität und Minimalismus besser zu Szinyovas neuem Werken passen würden als das Wort Abstraktion. Abstraktion sei zu allgemein. Trotzdem seien seine Bilder der abstrakten Kunst zuzuordnen, so Áron Fenyvesi, der Kurator der Ausstellung.

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Untitled (Svatopluk‘s Sweater).
Auf die Frage nach der Akzeptanz der abstrakten Kunst in der Gesellschaft antwortet Fenyvesi: „Die Abstraktion entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer universellen Bildsprache. Mit der Zeit verschwand dieses Denken jedoch wieder. Aber es hat immer noch Auswirkungen auf die breite Öffentlichkeit. Zum Beispiel ist es für mich einfacher, ein abstraktes Gemälde zu verstehen als ein Projekt, das lokale Umstände ausführlich beschreibt. Viele Menschen haben aber Angst, mit einem Kunstwerk ohne Worte allein gelassen zu werden. Sie spüren dabei vielleicht eher ihre eigenen Grenzen als die Freiheit, die das Werk eigentlich bietet. Ich möchte nicht lügen, einige Leute haben Angst vor abstrakter Kunst.“

Veränderung der künstlerischen Inhalte

Der Stil von Gergő Szinyova hat sich in den letzten Jahren verändert. In früheren Bildern arbeitete der Künstler vor allem mit Monochromie. „Kräftige und bunte Farben sind jedoch ein zentrales Motiv der aktuellen Ausstellung und grenzen seine neueren Werke stark von den alten ab. Sie lassen seine Kunst förmlich explodieren”, beschreibt Kurator Áron Fenyvesi die neuen Werke von Szinyova.

Größtenteils habe der Künstler dabei mit Acrylfarben gearbeitet. Auf die Frage, welche Methoden er darüber hinaus benutze, antwortet Szinyova: „Die Techniken meiner Malereien sind mehr oder weniger ein Geheimnis. In der Hinsicht kann man meine Arbeitsprozesse mit Zaubertricks vergleichen.”

Einige Details über die Entstehung seiner aktuellen Werke verrät der Künstler jedoch trotzdem: „Ende 2018 habe ich mit dem Malen begonnen. Ich würde die Bilder nicht als abgeschlossene Serie bezeichnen, da letztendlich alle meine Werke als eine fortlaufende Serie betrachtet werden können.” Titel hat Gergő Szinyova den Bildern der Ausstellung nicht gegeben. Alle sind als „Untitled” ausgeschrieben. Jedoch gibt es sehr wohl einen Untertitel. Der steht aber in Klammern. Damit wolle der Künstler, den Betrachtern den Freiraum lassen, eigene Interpretationen der Werke zu entwickeln. Er gebe ihnen durch den Vermerk in Klammern lediglich eine Richtung vor.

Kurator Áron Fenyvesi spricht Szinyova eine wichtige Rolle in der modernen Kunst in Ungarn zu: „Gergő ist definitiv ein zentraler Protagonist der Malerei seiner Generation. Er hat sein Œuvre in den letzten zehn Jahren unglaublich konsequent aufgebaut – das können nicht alle Künstler. Eigentlich ist es ziemlich schwierig, immer einen Schritt weiterzugehen und trotzdem mit seinen bisherigen Arbeiten verbunden zu bleiben. Dies unterstreicht auch Gergős Affinität, sich einerseits in der Tradition der ungarischen Malerei zu positionieren und andererseits mit den neuen Wellen der globalen Gegenwartskunst mitzuhalten.“ In diesem Jahr wird Gergő Szinyova seine Werke unter anderem auch noch im US-amerikanischen Dallas ausstellen.

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Untitled (Cake).


„Gergő Szinyova: No Abracadabra“ im Trafó

Budapest, XI. Bezirk, Liliom utca 49

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 16 bis 19 Uhr

Eintritt frei

Weitere Informationen finden Sie auf www.trafo.hu

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