Laut Andrea Pető ist das Leben der Dozenten der Soros-Universität durch die illiberale Fidesz-KDNP-Regierung ernsthaft gefährdet. So müsse sich die Professorin gemeinsam mit ihren Schicksalsgenossen nun wirklich die Frage stellen: würde sie ihr Leben für die Freiheit der Wissenschaft opfern? Diese dramatischen Überlegungen schrieb sie vor ein paar Tagen. (…)

Wie wir schon schrieben, war sie diejenige, die während der Regierungszeit Gyurcsánys ein Lehrbuch für Schüler schreiben konnte. Seit der bürgerlichen Regierung hat sie sich jedoch in die CEU zurückgezogen; daneben erfreut sie sich einiger Follower im Internet, die sie mit ihren Texten beglückt. Diesen hat sie nun über den Vorfall im vergangenen März Bericht erstattet, als sie auf der internen, den Forschern vorbehaltenen Plattform im Internet einen anonymen Drohbrief bekamen. Sie wendete sich daraufhin an die Polizei, die feststellte, dass es sich um einen Liedtext über Exorzismus handelte und die Verfolgung damit einstellte.

Andrea Pető ist mit dem Vorgehen der Polizei und der Staatsanwaltschaft unzufrieden und prangert die „demokratische Zwangsherrschaft“ und den „Mafiastaat“ an. Eigentlich denkt sie, dass „der illiberale Staat“ wie ein Parasit sei, der von den Ressourcen der Gesellschaft zehrt, während er ihr nichts Neues bringt - außer neue Parasiten hervorzubringen. In ihrem letzten Text, der vom Umzug ihrer englischsprachigen CEU-Kurse handelt, gibt sie selber zu, dass es sich beim Umzug der CEU eher um einen symbolischen Schritt handelt. Es wäre also ein Bluff von einem „Wegzug“ zu sprechen.

In diesem Text stellt sie auch die Katholische Kirche Ungarns zur Rede, weil sie der Universität nicht beistehe. „Müssten wir als Christen nicht das Gewissen des Landes sein? Wo waren die Massen ungarischer Katholiken zu Zeiten der CEU-Demonstrationen? Ein Teil war dabei, aber alle waren es nicht, und das ist als Christ ein schweres Versäumnis. Besonders groß ist das Versäumnis der christlichen Führung“, schreibt Pető. Bedeutende Worte. Und ein bedeutender Bluff.

Worauf ein Leser hinweist, wenn er den Beitrag mit folgenden Worten kommentiert: wo waren die 1.700 Studenten und die 1.500 Mitarbeiter des Instituts? Die den Kossuth-Platz „besetzenden“ Demonstranten hätten leicht in ein kleineres Bierzelt gepasst. Wenn sie sich in ihrer Existenz, ihren Studien oder in ihrer heißgeliebten Bildungsfreiheit wirklich bedroht fühlen würden, dann hat sie wohl nur der Regen oder der Wintereinbruch von der Teilnahme abgehalten? Wohl kaum!

Nach Angaben der Washington Post hat der US-Botschafter David Cornstein das Institut bereits spöttisch kommentiert und sich gefragt – auch im Vergleich zu den Entwicklungen an den wirklich bedeutenden amerikanischen Universitäten –, warum das Thema CEU plötzlich so an Bedeutung gewonnen hat. Natürlich kennt Cornstein die Antwort gut: die CEU ist nicht wegen ihrer Maße „groß“, sondern dank ihres Netzwerk und ihrer Lobbytätigkeit.

Im Bluffen ist die CEU wirklich Weltklasse. Deswegen belegt sie die vordersten Plätze auf Publikationslisten, deswegen taucht sie auf Spitzenpositionen bei etlichen Uni-Rankings auf, deswegen beschäftigt sie ihre Absolventen als allerlei Experten, und deswegen sind die Medien nun voll davon, dass die „Wiener sich glücklich schätzen können, weil die CEU zu ihnen zieht“.

Die „Wiener“ sind im Durchschnitt genauso glücklich über die Sache wie die „Ungarn“ unglücklich. Das Leben der CEU-Dozenten ist nicht gefährdet, die CEU ist nicht die beste ungarische Universität, die Gender Studies sind nicht die wichtigste Disziplin und die offene Gesellschaft ist lediglich für die Vertreter des Soros-Bluffuniversums ein Weg in eine glückliche Zukunft.

Wie wir wissen, bleibt die Universität in Wirklichkeit hier. Wir aber verabschieden uns von den Bluffs.


Der Artikel erschien am 4. Dezember auf dem Portal der regierungsnahen Zeitung Magyar Hírlap.

Aus dem Ungarischen von Anita Weber

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