Die Sozialisten wollten von Orbán wissen, ob er noch in den Spiegel schauen könne; der bevorstehende milliardenschwere Umzug des Ministerpräsidenten in die Budaer Burg sei symbolhaft für die überflüssigen Herrschaftsgebaren. Die Jobbik kann sich nicht erklären, wie Orbán in 28 Jahren sämtliche Durchleuchtungen nach Gesichtspunkten der nationalen Sicherheit vermeiden konnte – als einziger Ministerpräsident der Nachwendezeit. Außerdem wollte sie wissen, ob die Luxusreisen nicht unverschämt seien.

Die Kritik der Sozialisten ließ Orbán auf die gewohnte Weise abblitzen; mit dem Hinweis auf ihre „letzten drei Ministerpräsidenten (Medgyessy, Gyurcsány, Bajnai/ Anm. d. Red.), die allesamt Multimilliardäre“ seien. Die Luxusreisen mit dem Privatflugzeug eines Fidesz-nahen Oligarchen fand er weiterhin nicht befremdlich – soweit es seine Arbeit erlaube, werde er auch in Zukunft zu Auswärtsspielen ungarischer (Fußball-) Mannschaften fliegen. Der Premier sieht keinen Zusammenhang zu den Milliardenaufträgen, die der Oligarch István Garancsi bei öffentlichen Ausschreibungen an Land zieht. Zu den Korruptionsvorwürfen der Jobbik sagte Orbán kurz angebunden, er unterwerfe sich dem ungarischen Recht und stehe wie jeder Würdenträger unter ständiger Beobachtung des Verfassungsschutzes.

Am Montag wurde zudem Gyula Budai als neuer Abgeordneter des Fidesz im Parlament vereidigt. Er folgte Zoltán Balog, der nach dem Rücktritt als Kulturminister Mitte Oktober auch sein Abgeordnetenmandat zurückgab, um in seine Kirchengemeinschaft zurückkehren zu können. Da Balog über die Fidesz-Liste ins Parlament gewählt wurde, konnte die Regierungspartei den Nachfolger delegieren.

Die Immunität des Fidesz-Abgeordneten György Simonka wurde einstimmig aufgehoben. Damit kann ihn die Staatsanwaltschaft verhören, deren Ermittlungen den Verdacht auf Haushaltsbetrug und Bestechung erhärteten. Seit 2009 sollen Firmen, an denen er beteiligt war, öffentliche Gelder im Volumen von 1,4 Mrd. Forint (zu heutigen Preisen knapp 4,5 Mio. Euro) durch Betrug kassiert haben. Die außerparlamentarische Momentum-Bewegung forderte sogleich eine Nachwahl in jenem Wahlkreis im Komitat Békés, den Simonka für den Fidesz gewinnen konnte. Bei einem Sieg der Opposition wäre die Zweidrittelmehrheit dahin.

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