Vor 15 Jahren begann die Budapester Designwoche als siebentägige Programmreihe mit gerade einmal 28 Veranstaltungen. Doch schon damals bewiesen über 19.000 Besucher, wie groß hierzulande das Interesse an zeitgenössischem Design ist. Jahr für Jahr wuchsen die Besucherzahlen und heute gehört die Design Hét (dt.: Design-Woche) mit über Hunderttausend Besuchern zu den alljährlichen Highlights im veranstaltungsreichen Herbstprogramm der ungarischen Hauptstadt. Mit mehr als 250 Programmpunkten an 15 Veranstaltungstagen – vom 5. bis zum 19. Oktober – zelebriert das kreative Festival auch 2018 herausragendes Design aus Ungarn und der Welt.

Ehrengast Deutschland

Wie bereits in den vergangenen Jahren hat sich die Design Hét Budapest auch dieses Jahr einen besonderen Kooperationspartner unter den europäischen Ländern gesucht: Deutschland soll 2018 einen besonderen Stellenwert im Programmheft des Festivals einnehmen. „Im Einklang mit seiner führenden wirtschaftlichen Rolle ist Deutschland auch eine große Kraft in Sachen Design. Das Land ist einer der wichtigsten Partner für Ungarn mit engen Beziehungen zur ungarischen Wirtschaft. Deutschlands Designbewusstsein hat nachweislich zum internationalen Erfolg deutscher Produkte beigetragen – daran sollte sich Ungarn ein Beispiel nehmen“, begründen die Veranstalter ihre Wahl. In unterschiedlichsten Veranstaltungen sollen die Errungenschaften und aktuellen Trends deutschen Designs vorgestellt werden. Thematisiert werden aber auch Querverbindungen, etwa die Rolle ungarischer Designs in der deutschen Automobilindustrie.

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Produktdesigner Sebastian Herkner: Am kommenden Mittwoch wird der Deutsche für einen Vortrag an der MOME erwartet. (Foto: Facebook / Design Hét Budapest)

Im Rahmen des Ehrengast-Programmes wird auch der deutsche Designer Sebastian Herkner die ungarische Designwoche mit einem Vortrag beehren. Der 38-Jährige gehört zu den derzeit gefragtesten Produktdesignern. Geboren in Bad Mergentheim eröffnete er 2006 sein eigenes Designstudio in Offenbach am Main und hat bereits zahlreiche Möbel, Leuchten und Wohnaccessoires für namhafte Hersteller entworfen, darunter ClassiCon, Moroso, Sancal, La Chance und Rosenthal.

Für seine Designs wurde Herkner mehrfach ausgezeichnet: 2011 erhielt er beispielsweise den German Design Award in der Kategorie Newcomer und 2015 den EDIDA Award als Bester internationaler Newcomer. Seit 2007 unterrichtet er als Gastdozent an der HfG Offenbach am Main. Am 10. Oktober spricht er im Auditorium der Moholy-Nagy-Universität für Kunsthandwerk und Gestaltung (MOME) über die Kombination neuer Technologien mit traditioneller Handwerkskunst im Bereich Design.

15 Designer öffnen ihr Studio für Besucher

Auch zur Jubiläumsedition der Design Hét öffnen Budapester Designer erneut ihre Werkstätten und Studios für die Öffentlichkeit – einer für jedes Jahr des Bestehens. Bei insgesamt 15 Unternehmen können Besucher also während der 15 Festivaltage einen Blick hinter die Kulissen der Kreativbranche werfen und erfahren, wie die Arbeit von Designern – vom ersten Brainstorming bis zur Umsetzung – aussieht.

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Réka Vágó gehört bereits zu den alten Hasen der Kreativbranche: Ihr Modelabel REKAVAGO hat es bereits zu internationalem Ruhm geschafft. Im Rahmen der Design Hét öffnet sie ihr Studio für Besucher. (Foto: Milan Racmolnar)

„Während solcher Studiobesuche können Kooperationen zustandekommen, während die breite Öffentlichkeit etwas über den Alltag von Designern lernt – zum Beispiel herausfindet, wie recycelte Accessoires, Modekollektionen, architektonische Visualisierung oder auch das Einrichtungskonzept für ein Café entstehen“, erklärt Judit Osvárt, Kuratorin der Design Hét Budapest, den besonderen Reiz dieses Programmpunktes. Sie ist der Meinung: „Es ist kein Zufall, dass die Studiobesuche jedes Jahr eine wachsende Anzahl an Besuchern anlocken. Diesmal ist das Angebot aber besonders bunt, denn neben jungen Designern werden auch alte Hasen wie Réka Vágó (REKAVAGO) und Sarolta Kiss (NON+) ihr Studio öffnen.“

Weitere Programmhöhepunkte

Einer der weiteren Höhepunkte der Design Hét Budapest ist in diesem Jahr erneut die „Lange Nacht der Bürogebäude“, die nun bereits zum sechsten Mal durch das Innenarchitekturbüro Europa Design veranstaltet wird. Teilnehmer dieser am 11. Oktober als geführte Tour organisierten Veranstaltung erhalten einen exklusiven Einblick in das Innere innovativ gestalteter Bürogebäude. Dabei kann man nicht nur die Innenarchitekten, sondern auch die Nutzer dieser Arbeitsplätze treffen und viele Details zu den jeweiligen Designkonzepten in Erfahrung bringen. Ein Partybus bringt die nächtlichen Besucher von einer Station zur nächsten und bietet sogar Erfrischungen an.

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Auch die junge Kreativagentur Brandbar öffnet ihr Büro für die Öffentlichkeit: Den Besuchern zeigt sie, wie Marken und Produkte mithilfe von Designern ihren Wiedererkennungswert erhöhen. Foto: Milan Racmolnar)

2018 jährt sich zum 70. Mal der Todestag des ungarischen Designers und Architekten Lajos Kozma. Er zählte zu den bekanntesten Figuren des ungarischen Modernismus. In Kooperation mit der Kunsthalle Budapest, dem Museum für Angewandte Kunst sowie dem Ungarischen Architekturmuseum veranstaltet die Design Hét Budapest daher eine Ausstellung, eine Konferenz und mehrere Workshops, die sich Kozmas vielfältigem Oeuvre und seiner komplexen Geisteshaltung gegenüber der Bedeutung und Funktion von Design widmen.

Anlässlich des Jubiläums organisiert die Designwoche in diesem Jahr außer in Budapest und Szentendre auch Veranstaltungen in Debrecen, Győr, Pécs und Sopron. Der Zugang zu den verschiedenen Events ist kostenfrei, manche erfordern jedoch eine vorherige Registrierung. Weitere Informationen zu Programm, Registrierung und Veranstaltungsorten finden Sie auf https://designweek.hu/.

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