Wie hat es sich ergeben, dass Sie nach Ungarn gekommen sind und dann hier – für Expats – relativ lange geblieben sind?

Arbeit von Hochlohnländern in kostengünstigere Regionen zu verlagern, ist schon seit längerer Zeit ein Trend, der aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit vor allem von Global Players aufgegriffen wird, so auch von der Deutschen Telekom mit T-Systems International. Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könne, das von Ungarn aus zu unterstützen. Nach einem ersten Trip nach Budapest mit meiner Frau im Dezember 2008 lautete meine Antwort: Ja. Zumal es ein Schritt in meiner Karriere war, der CFO einer großen Auslandstochter mit Wachstumspotenzial zu werden.

Da die qualitative und insbesondere auch die finanzielle Leistung des Unternehmens in den Folgejahren immer stimmte, wurde ich mehrfach gefragt, meinen Auslandseinsatz zu verlängern. Das fiel mir zunehmend leichter, da ich auch im persönlichen Umfeld immer enger mit dem Standort verbunden war. So wurden es mit drei Vertragsverlängerungen letztlich siebeneinhalb Jahre.

Wie hat sich die Firma während Ihrer Zeit hier weiterentwickelt?

Als sogenannte verlängerte Werkbank der T-Systems International GmbH ist die Anzahl der Mitarbeiter ein wesentlicher Indikator für die quantitative Weiterentwicklung. Als ich Anfang April 2009 gestartet bin, gab es bei der ITSH rund 1.500 Vollzeitstellen. Am 30. September 2016, dem Übergabezeitpunkt an meine Nachfolgerin, der ich auch an dieser Stelle viel Erfolg wünsche, war der Personalbestand auf knapp 4.500 angestiegen. Im Durchschnitt wurden also mehr als 400 Vollzeitstellen netto pro Jahr aufgebaut. Im Wesentlichen ergab sich das aus der fortgesetzten Verschiebung von Aufgaben und Arbeitsplätzen nach Ungarn. Es spiegelt somit die hohe Zufriedenheit der Auftraggeber mit den hier erzielten Arbeitsergebnissen. Auch qualitativ hat sich die Firma weiterentwickelt, da sich der „skillmix“ bei den Beschäftigten hin zu höherwertigen Tätigkeiten verändert hat.

Wie geht es für Sie beruflich in Deutschland weiter?

In einem organisatorisch und inhaltlich eng verwandten Bereich der T-Systems International befasse ich mich seit dem 1. Dezember mit Internationalisierungsaspekten. Es geht um eine mögliche Anpassung der Steuerungslogik für die Auslandseinheiten und die künftige Standortstrategie dieses organisatorischen Bereiches. Dabei kann ich die in Ungarn gemachten Erfahrungen sicherlich gut einbringen.

Wird es noch berufliche oder private Kontakte mit Ungarn geben?

Ganz sicher. Die zukünftige Aufgabe bei T-Systems legt nahe, dass dieser (für meine neue Organisationseinheit) größte Standort eine hohe Relevanz für die genannte Strategie haben wird. Ich gehe daher davon aus, dass es weiterhin eine enge Zusammenarbeit geben wird.

Privat sind wir nach so vielen Jahren sehr gut vernetzt, insbesondere – aber nicht nur – über die Mitgliedschaft im Deutschen Wirtschaftsclub Ungarn (DWC). Auch im Kollegenkreis habe sich private Bande entwickelt, teilweise über Mentorships, die ich aus Deutschland heraus weiter betreuen werde. Wir haben hier also viele neue Freunde und Bekannte gefunden. Das sind wertvolle Erfahrungen und Beziehungen, die wir erhalten möchten. Da dies mein erster (und einziger) Auslandseinsatz ist, liegt die besondere Bindung zu Budapest auf der Hand, es ist so etwas wie eine zweite Heimat geworden, auch wenn ich sehr regelmäßig zur Familie in meine Heimatstadt Köln gependelt bin, und den dort bestehenden Freundeskreis gut pflegen konnte.

Wie haben Sie die Entwicklung des Landes wahrgenommen?

Da wäre ein großer Bogen zu spannen, wenn alle Aspekte berücksichtigt werden sollen. Trotz vieler Fortschritte bei den ökonomischen Parametern und Rahmenbedingungen sowie individuell spürbarer Verbesserungen sehe ich bei vielen eine gewisse Unzufriedenheit. Wenn man sich die volkswirtschaftlichen Kennzahlen der Region ansieht, kann man leicht erkennen, dass nach einer hoffnungsvollen Nachwendezeit und einem schmerzlichen und nachhaltigen Drop ab Anfang der 2000er, es inzwischen deutlich stabiler vorangeht, aber die Lücke zu den Wettbewerbs-Nachbarstaaten sich kaum schließen konnte. In einzelnen Bereichen ist diese sogar größer geworden. Die Stimmung bei den ungarischen Kollegen ist recht unterschiedlich. Der Wille sich weiterzuentwickeln und positiv beizutragen ist unverkennbar und voll akzeptiert. Gleichwohl gibt es Einzelne, denen es auf der Karriereleiter nicht schnell genug geht. Doch es gibt auch weitere Herausforderungen, was das Halten von Mitarbeitern betrifft: Andere Firmen, aber auch das Ausland locken mit besseren Gehältern. Auch wenn sich die Fluktuationsraten nicht wesentlich verändern: Die inzwischen bekannten CEE-übergreifenden Probleme, was die Verfügbarkeit an neuen, gut ausgebildeten Arbeitskräften angeht, die ja Voraussetzung von Wachstum sind, verlangen von allen Markteilnehmern neue Ideen und Maßnahmen.

Sie haben sowohl ein Jahr unter der sozialistischen Regierung erlebt als auch die Zeit der zweiten und dritten Orbán-Regierung. Wie hat sich dieser hochdynamische und abwechslungsreiche Abschnitt für Sie dargestellt? Auch mit Blick auf das neue Spannungsverhältnis Deutschland / Ungarn?

Meines Erachtens ist die Verlässlichkeit, was politische Entscheidungen angeht, inzwischen viel besser geworden. Da wurden in der Anfangszeit durch zu schnelle und auch unausgegorene Änderungen noch viele Irritationen hervorgerufen, die die Planungen der Firmen erschwerten. Man muss anerkennen, dass sich inzwischen auch das Verhalten der Regierungsorganisationen geändert hat. Es ist offener geworden, es wird sich teilweise im Vorfeld mit den „Stakeholders“ beraten. Auch die Kommunikation ist besser geworden.

Sehr erfreulich ist in diesem Zusammenhang, dass die Regierung offensichtlich stark auf fachliches Know-how und entsprechende Erfahrung bei der Besetzung von wichtigen Funktionen, insbesondere auf Ebene der Staatssekretäre und eine Ebene darunter setzt. Ich habe persönlich einige positive Erfahrungen damit machen können.

Die vermeintlichen Spannungen auf Regierungsebene zwischen Deutschland und Ungarn haben sich offensichtlich professionalisiert. Es wird von beiden Seiten sehr bedacht damit umgegangen. In den Medien sehe ich es noch nicht ganz so, es ist aber schon besser geworden. Offensichtlich wirkt dabei auch, dass es in breiten Teilen der deutschen Bevölkerung einen Wahrnehmungs- und Interpretationswandel gibt, was die Beurteilung der ungarischen Aktivitäten angeht, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Grenzsicherung der EU.

Neben beeindruckenden Makrozahlen weist Ungarn auch viele Problemzonen auf – Armut, Gesundheitswesen, Bildung, etc. Haben Sie davon außer aus der Zeitung etwas mitbekommen?

Ja, durchaus. Neben den wirklich extrem armen Leuten, denen man zum Beispiel an der Ampel etwas Geld gibt, kann man – wie allerdings in anderen Großstädten auch – immer wieder Obdachlose sehen, die in Hauseingängen nächtigen. Da ich regelmäßig in Ungarn unterwegs bin, kann ich den Unterschied zwischen der prosperierenden Hauptstadt und dem Land klar wahrnehmen. Das Gefälle ist deutlich. Positiv zu vermerken ist, dass sich die größeren Gemeinden und Städte gut entwickeln und dabei staatliche Unterstützung erhalten.

Das Gesundheitswesen – das weiß ich auch aus eigener Erfahrung – hat einen signifikanten Verbesserungsbedarf. Das Gehaltsniveau, aber auch die Gebäudeinfrastruktur und die medizinische Ausstattung müssen auf ein angemessenes Niveau gebracht werden. Ähnliches gilt für das Bildungswesen. Hier müssten auch andere, modernere Konzepte zum Einsatz kommen. Beide Bereiche lassen sich natürlich nicht von heute auf morgen verändern, langfristig wird das aber nötig sein, um gut qualifizierte Menschen in Ungarn zu halten.

Inwieweit können ausländische Investoren außer über ihre direkten Steuerzahlungen etwas gegen diese Missstände tun?

Gerade wurden die steuerlichen Rahmenbedingungen für ausländische Investoren wieder attraktiver gestaltet. Auch die Einkommensteuern sind erneut gesenkt worden. Das ist natürlich zu begrüßen und wird auch in entsprechende betriebswirtschaftliche Kalkulationen eingehen und insofern bei der Auswahl zukünftiger Standorte berücksichtigt. Andererseits wird es dem Staat durch die Mindereinnahmen schwerer fallen all seinen Infrastrukturaufgaben gerecht zu werden. Besonders die sehr langfristig denkenden Unternehmen haben ihre Verantwortung erkannt und agieren auch schon entsprechend. Die Einkommensteuern sind übrigens bereits seit 2011, also kurz nach dem Beginn der zweiten Orbán-Regierung, auf recht attraktivem Niveau. Erfreulicherweise konnte ich als lokal Angestellter auch davon profitieren.

Geringe Einkommensteuern eröffnen den Individuen insofern auch Spielraum, zum Beispiel was karitatives Engagement oder die Spendenbereitschaft angeht. Persönlich konnte ich einigen Mitarbeiterinnen im Gesundheitswesen anonym ein Jahr lang mit einem monatlichen Betrag etwas helfen, nachdem mir die geringen Einkommen in diesem Bereich über einen Artikel in der Budapester Zeitung noch einmal verdeutlicht wurden. Das war mir eine Herzensangelegenheit. Als ich später aufgrund einer offenen, sehr schmerzhaften Fußverletzung einmal selbst ein Krankenhaus aufsuchen musste, bekam ich auch einen unmittelbaren Eindruck. Das Personal dort war sehr bemüht und auch freundlich, es kann aber seine Aufgaben – jedenfalls in diesem Falle – nicht auf erwartetem Niveau erledigen. Den Besuch habe ich übrigens während der Wartezeit abgebrochen, nachdem ich eine geeignete Privatklinik in der Nähe ausmachen konnte.

Unter anderem als langjähriges Vorstandsmitglied des Deutschen Wirtschaftsclubs Ungarn waren Sie vor Ort auch gesellschaftlich aktiv. Wie haben sich Ihnen die deutsche und die Expat-Community insgesamt dargestellt? Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?

Meine Familie konnte aus unterschiedlichen Gründen nicht mit umziehen. Da ich somit unter der Woche etwas Muße hatte, aber Land und Leute kennenlernen wollte, habe ich mich sofort nach dem Start hier mit den unterschiedlichen Organisationen und anderen Möglichkeiten dazu befasst. So habe ich engen Kontakt sowohl zu den Lions International als auch dem Deutschen Lions Club Thomas Mann aufbauen können, darüber dann auch zur Deutschen Schule, die verschiedene Aktivitäten im kulturellen Umfeld anbietet, auch wenn man keine Kinder an der Schule hat. Ich habe mich der Budapester Skatrunde angeschlossen, was mir sehr viel Freude bereitet hat, nebst weiterem Zugang zu nicht beruflichen Kontakten. Kontakte zur deutschen Botschaft kamen dazu, da wir als große und noch wachsende Firma mit deutscher Konzernmutter natürlich auch von dort Unterstützung erhalten können. Kontakte zu drei verschiedenen deutschsprachigen kirchlichen Gemeinden kamen hinzu. Auch gab es einen sehr netten, engagiert am Leben gehaltenen Kreis, der sich mit jungen ungarischen klassischen Musiktalenten befasst. Wir konnten das oft genießen. Viele Besuche in der tollen Budapester Oper müssen hier noch erwähnt werden. Diese Möglichkeiten werden wir in Köln sicher vermissen.

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Die DWC-Mitgliedschaft war bzw. ist ein ganz wesentlicher Baustein für mein Wohlbefinden in Ungarn, sowohl was berufliche als auch persönliche Interessen betrifft. Ich durfte den DWC in den letzten vier Jahren als für Finanzen zuständiges Vorstandsmitglied unterstützen. Beim DWC erhält man neben Ergänzungen des persönlichen Netzwerkes sehr viele unmittelbare Informationen zu Entwicklungen der ungarischen Makroökonomie und durch die Vielzahl der Events mit Vertretern der aktuellen Regierungen auch Hinweise auf geplante Änderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie die dahinter stehende Intension.

Hervorheben möchte ich die nicht nur neuerdings ausgeprägte Zusammenarbeit sowohl mit der Konrad Adenauer Stiftung als auch mit der deutschsprachigen Andrássy Universität. Ein Blick in die entsprechenden Veranstaltungskalender zeigt, was ich meine.

Unbedingt erwähnen muss ich hier auch die Deutsch-Ungarische Industrie- und Handelskammer (DUIHK), deren Mitglied selbstverständlich auch die ITSH ist. Die DUIHK bedient einen weiten Fokus und hat ein breites Angebot zu Fortbildungen, sie führt detaillierte Umfragen bei den angeschlossenen Unternehmen durch und bringt verschiedene aktuelle Kernthemen der Wirtschaft voran. Ich konnte an vielen Veranstaltungen der Kammer teilnehmen, neben Informationsveranstaltungen, an monatlichen Jour fixes und an jährlichen Sommerfesten, aber auch beim Deutsch-Ungarischen Forum in Berlin.

Die DUIHK und der DWC haben einen unterschiedlichen Fokus. Sie konkurrieren also grundsätzlich nicht miteinander, sondern ergänzen sich. Das Verständnis zwischen den beiden Organisationen hat sich nach diversen Irritationen in den letzten Jahren deutlich verbessert, vermutlich auch wegen der Personen-Identität von Vorstandsmitgliedern. Es bietet aber immer noch Potenzial.

Was zählt zu den intensivsten Erfahrungen Ihrer Ungarnjahre?

Es ergaben sich viele intensive Momente während der Zusammenarbeit mit den ungarischen Kollegen. Das zu Deutschland vergleichsweise niedrige Lebensalter der Kollegen (beim Start 2009 lag der Altersdurchschnitt bei rund 29 Jahren, inzwischen bei rund 32 Jahren) ermöglichte mir, wegen der höheren Offenheit junger Leute, besondere Einblicke in die soziokulturellen Unterschiede zwischen deutschen und ungarischen Mitarbeitern, die meiner Erfahrung nach geringer werden. Interessant ist es aber trotzdem, zu sehen, wie unterschiedlich viele Menschen mit den Änderungen nach dem Mauerfall und der Digitalisierung etc. umgehen. Im sozialen Umfeld gibt es immer noch viele, die sich an den Familientraditionen orientieren und in den bestehenden Schemata bleiben, aber auch viele, die sich an den westlich geprägten Vorstellungen orientieren. Als deutliche Beispiele dazu kann ich den Umgang mit Compliance-Themen nennen, aber auch bezüglich der Finanzplanung sowie der Gestaltung und dem Aufsetzen von Projekten.

Privat war es insofern neu und intensiv, dass meine Frau und ich, nachdem wir nun schon mehr als 42 Jahre ein Paar sind, mit der neuen Lebenssituation „unter der Woche alleine“ zurechtkommen mussten. Uns hat es definitiv nicht geschadet, im Gegenteil, nach einigen Monaten der Eingewöhnung hat es uns sogar noch enger zusammengebracht. Ich hoffe, dass unseren drei Kindern, die bei meiner Entsendung schon (fast) erwachsen waren, während dieser Jahre nicht zu viel abging. Ich denke nicht, denn es gab keine wirklichen Beschwerden und sie genießen – wie meine Frau und ich – den inzwischen schon traditionellen Ball der Deutschen Wirtschaft des DWC gemeinsam mit uns. Wir alle haben die Reise für Mai 2017 schon fest geplant.

Zu erwähnen ist als intensive Erfahrung noch, dass in Ungarn unseres Erachtens viel mehr getanzt wird als in Deutschland. Zuerst ist uns das bei privaten Partys aufgefallen, zu denen wir eingeladen wurden. Auch bei öffentlich gespielter Musik auf den vielen kleineren Festivals mit musikalischer Begleitung sieht man ruckzuck mehrere Paare sich drehen. Nach einem Sonntagsspaziergang im Stadtwäldchen konnten wir einmal Tango tanzende Pärchen, völlig unterschiedlichen Alters, Lautsprecher in offener Heckklappe eines kleinen Fiats, auf dem Heldenplatz beim Tanzen bewundern. Jedenfalls wirkt es ansteckend – wir haben in den letzten sieben Jahren mehr getanzt als in den mehr als 30 Jahren davor, wie wir neulich einmal erstaunt feststellten.

Welche Tipps hätten Sie für Ungarn-Newcomer?

Insbesondere in der Anfangszeit hilft eine deutschsprachige Zeitschrift wie die Budapester Zeitung sehr. Neben den aktuellen politischen und wirtschaftlichen Themen gibt es darin viele Hinweise auf Veranstaltungen. Nur wärmstens empfehlen kann ich den ungarischen Wein! In Deutschland ist er weitestgehend unbekannt oder wird nur müde belächelt, weil die meisten damit immer noch qualitativ minderwertige Balaton-Billigweine verbinden. Da kann ich nur sagen: Stimmt nicht! Es gibt eine sehr große Auswahl sehr guter lokaler Weine.

Für mich persönlich gab es zwei Reise-Highlights: Ersteres war eine 14-tägige Urlaubs- und Kulturrundreise in Ungarn, die wir kurz nach meinem Start hier durchgeführt haben. Wir wollten schließlich wissen, wo wir sind. Es ging im Uhrzeigersinn an den Außengrenzen von Ungarn entlang. Zu Beginn am Plattensee vorbei nach Sárvár, nach einigen Nächten im fast frisch eröffneten Top Wellness-Hotel nach Norden über Győr nach Tokaj – dort haben wir wegen eines Heavy-Metal-Festivals kein Zimmer bekommen –, dann zwei Nächte in Sárospatak. Über Debrecen und Hortobágy ging es dann an der ungarisch-rumänischen Grenze Richtung Süden weiter. Bei Oradea haben wir kurz in Rumänien reingeschnuppert. Danach folgten zwei Tage in Szeged, dort haben wir im Schwimmbad an der Theiß den Sommer genossen. Über die Bugac Puszta (Nationalpark), wo wir Reiterschauspiele, Kutschfahrten und Langhorn-Rinder erlebt haben, ging es schließlich für vier Tage an den Balaton zum Sonnen und Baden, dann zurück nach Budapest. Es waren tolle Erlebnisse.

Mein zweites persönliches Reisehighlight hatte ich schon länger angestrebt und nun in 2016 endlich durchgeführt: eine zweiwöchige Reise durch Siebenbürgen. Dieser Landesteil im heutigen Rumänien hat eine sehr bewegte und lange deutsche und ungarische Historie, die mich sehr interessiert. Gegen den Uhrzeiger sind wir mit Station in Cluj (Klausenburg), Sibiu (Hermannstadt), Sighisoara (Schäßburg), Brasov (Kronstadt), Sovata (Lacul Ursu, Baden im Salzsee) und einigen anderen Orten durchs Land gereist. Beeindruckend war, wie nachhaltig die damaligen deutschen Auswanderer die Region noch immer beeinflussen.

Für Ungarn-Newcomer habe ich auch zwei Buchtipps: zum einen „Die Sterne von Eger“ von Géza Gardonyi, ein aufschlussreicher Roman, den ich in deutscher Version von meiner ersten Sekretärin geschenkt bekommen habe. Neben vielen Informationen zu den handelnden Personen und zur Geschichte aus dieser für Ungarn sehr prägenden Zeit ergibt sich ein Gefühl für das Selbstverständnis vieler Ungarn. Im Mittelpunkt steht der Kampf gegen die Türken, die sich an der Burg in Eger trotz drückender Übermacht letztlich die Zähne ausgebissen haben. Zum anderen empfehle ich „Die Paprikantin“ von Lysann Heller. Die junge Autorin beschreibt mit viel Frische ihr Erlebtes als Praktikantin der Budapester Zeitung. Meines Erachtens sind ihre Erfahrungen immer noch aktuell und vermitteln einen guten und authentischen Eindruck für das beschriebene Umfeld.

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