Wer kennt die Situation nicht: Man sitzt in einer Präsentation, versucht dem Vortragenden zu folgen, doch dieser klickt sich in einem Tempo von einer vollgeschriebenen PowerPoint-Folie zur nächsten, dass keine Chance zum Mitlesen besteht. Auch das Zuhören fällt schwer; hat doch der Referent den Zuhörern den Rücken zugekehrt und verweist wild mit dem Laserpointer auf ein Diagramm, dessen Inhalt, den Gesichtern aller Anwesenden nach zu schließen, niemandem ganz klar ist. Gähner werden unterdrückt, der Vortragende wirkt zunehmend hektisch. Alle scheinen erleichtert, wenn schließlich der erlösende Satz erklingt: „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.“ Zwanzig Minuten nach Ende der Präsentation ist auf die Frage, worum es eigentlich ging, nur noch schwer eine Antwort zu finden. Die Informationen, an die man sich erinnert, hätte der Referent einfacher per E-Mail verschicken können.

84 Prozent aller Präsentationen sind langweilig

Der Aufgabe, mit einer Präsentation entweder zu einer Sachlage zu informieren oder aber von einer Idee zu überzeugen, begegnen wir bereits an Schule und Uni. Und trotz der langen Übung scheinen langweilige Vorträge auch noch in der Arbeitswelt zum Alltag zu gehören. Wie das Handelsblatt 2011 schrieb, gelten 84 Prozent der Präsentationen als langweilig, 97 Prozent als verbesserungswürdig.

Katalin Zeiner begegnete in ihrer Karriere zunächst selbst diesen Herausforderungen. „Ich habe in meinem Berufsleben viel präsentiert und viele Fehler gemacht. Aber mir hat auch nie jemand gesagt, wie ich eine gute Präsentation halten sollte“, erinnert sich die gebürtige Budapesterin an die Zeit, als sie nach einem Studium in Wirtschaft und Dolmetschen häufig selbst Vorträge hielt. Nach eigener Fortbildung im Präsentieren begann sie, andere darin auszubilden. „Meine eigenen Fehler will ich anderen ersparen“, erzählt sie heute. 2006 gründete sie in Budapest ihr eigenes Unternehmen. Mittlerweile arbeiten bei „Kopernikus Business Training“ insgesamt 38 Trainer, die zu vielen verschiedenen Fertigkeiten der Arbeitswelt Kurse bieten – meist auf Ungarisch, aber auch auf Englisch. Zeiner selbst hat noch immer ihren Schwerpunkt im Präsentieren.

Das Annähern von Selbstbild und Fremdbild

Das gute Präsentieren gelinge durch jede Menge Übung, sagt die Präsentationstrainerin. Innerhalb ihrer dreitägigen Kurse hält jeder Teilnehmer darum mindestens zehn Präsentationen, dafür sind die Klassen mit maximal zehn Personen auch recht klein. Außerdem wichtig: Feedback – und das aus verschiedenen Blickwinkeln. „Du hast ein Bild von dir selbst; wie du wirkst und ausschaust“, erklärt sie. „Und es gibt immer ein Bild von außen; wie andere dich sehen.“ Am Ende ihres Kurses sollen diese zwei Bilder komplett übereinstimmen. In kurzen Einheiten gebe sie den Lernenden dafür jeweils Input, „und den sollen sie in eigenen Präsentationen anschließend umsetzen“, so Zeiner. Die Teilnehmer geben sich gegenseitig Feedback, erhalten aber auch Rückmeldung von den zwei Trainern und können sich später Videoaufnahmen der eigenen Vorträge ansehen.

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Die sieben Erfolgsfaktoren für eine gute Präsentation:Zielgruppe, Struktur, Dramaturgie, Visualisierung, Design, Auftritt und Interaktion.

Überforderung durch übermäßige Kritik vermeide Zeiner, indem sie sich nach jedem Vortrag auf nicht mehr als ein bis drei Punkte konzentriere, die der einzelne Teilnehmer in der nächsten Präsentation beachten soll. Dass diese dann auch umgesetzt werden, verfolgt sie mit Strenge. So unterbreche sie die Vortragenden auch mal, wenn diese die Kritikpunkte im folgenden Vortrag nicht beachten, erklärt sie. Natürlich weiß sie, dass nicht alles immer direkt so einfach umzusetzen ist. „Dinge, die man schwer ändern kann, sind zum Beispiel Lautstärke oder auch Sprechgeschwindigkeit. Wenn man jedoch immer wieder daran erinnert wird, wird man langsam und sukzessive besser.“

„Wer nervös ist, der ist gesund“

Dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, weiß die Ungarin. Auch, dass das Problem des Vortragens schon bei der Nervosität beginnen kann. Das unwohle Gefühl, vor einer großen Gruppe sprechen zu müssen, hält sie aber für völlig normal: „Wer nervös ist, der ist gesund. Bei der Präsentation fühlt man sich in einer Gefahrensituation; da hängt meine Reputation von ab.“ Das dabei ausgeschüttete Adrenalin und die viele Energie seien sogar vorteilhaft, solange sie nicht überhandnehmen. „Wir zeigen gleich zu Anfang des Kurses, was man mit überschüssiger Energie machen kann.“

Für eine gute Präsentation sieht Zeiner sieben Erfolgsfaktoren: Das Zielpublikum müsse beachtet werden, der Aufbau der Präsentation sei wichtig – dieser ist abhängig vom Ziel des Vortragenden, entweder Informationen zu vermitteln oder aber den Zuhörer von einer Idee zu überzeugen. Auch die Art der Visualisierung sowie die Vortragsfolien müssten sorgfältig gewählt werden, und auch die Art der technischen Unterstützung der Visualisierung: „Projektor und PowerPoint langweilen die Menschen ziemlich.“ Zeiner empfiehlt, stattdessen andere Mittel einzubinden, „das alte Flipchart zum Beispiel; ich muss nur wissen, wie ich es anwende.“

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Das persönliche Auftreten sei auch ein wichtiger Faktor für eine gute Präsentation, ebenso wie die Interaktion mit dem Publikum. „Viele Leute trauen sich nicht, den Zuhörern in die Augen zu schauen.“ Dabei sei der Blickkontakt besonders wichtig: „Ich sehe, ob der andere mich versteht, und kann meinen Vortragsstil entsprechend ändern.“ Natürlich solle man aber lieber nicht die Kritiker anschauen, warnt die Trainerin. Lieber zu denen unter den Zuhörern schauen, die einen aufmunternd anlächeln. Auch den Umgang mit kritischen Situationen, mit bösartigen Bemerkungen oder Fragen, auf die man gerade nicht vorbereitet ist, übt sie im Kurs mit ihren Präsentationsschülern ein.

Zu guter Letzt Zeiners Hinweis für das Ende einer gelungenen Präsentation: Bloß nicht „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit“ – „Dass man für die Aufmerksamkeit dankbar ist, klingt ja, als sei mein Vortrag langweilig gewesen!“

Wer erfahren möchte, was man stattdessen sagen kann oder sich allgemein für ein Präsentationstraining bei Katalin Zeiner interessiert, kann sich auf www.kopernikus.hu über Kursangebote informieren.

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