Zur Eröffnung der Ausstellung in Budapest am vergangenen Donnerstag war Rafael Y. Herman höchstpersönlich erschienen, um der anwesenden Presse und Interessierten einen Einblick in seine Kunst zu gewähren. Für die surrealistische Fotoserie fotografierte der israelische Musiker und Künstler in der Negev-Wüste und auch an anderen Plätzen in Israel bei Nacht Wald, Wiesen und das Meer. Die Ausstellung ist das Ergebnis eines fünfjährigen Projektes und kann bis Anfang April im Budapester Ludwig-Museum besichtigt werden.

„Es wirkt wie etwas Bekanntes, ist es dann aber nicht’’

Eine Lichtung mit vielen Bäumen, nicht mehr. Man hat das Gefühl, den Ort in der Fotografie bereits irgendwo gesehen zu haben, er wirkt vertraut, ruhig und durch die Abwesenheit von Menschen und Tieren wie von einer anderen Welt. Rafael Y. Herman macht zu den Fotografien bewusst keine Ortsangaben. Durch die Linse der Kamera existieren diese Momente, aber laut Herman verschließen sie sich ohne Zuhilfenahme technischer Hilfsmittel der menschlichen Wahrnehmung.

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Es geht ihm jedoch um die Geschichte, um das Konzept hinter den Naturaufnahmen in Israel. Er beschreibt es als einen Spiegel für die Lebenserfahrung: „Wir sehen auf der großflächigen Leinwand viele Bäume und denken, dass wir genau wissen, was das ist. Aber dabei ist es nicht so, durch eine einfache Beschreibung erfolgt bereits eine Interpretation und manche sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht.“ Wer sich für die Arbeitsweise von Rafael Y. Herman interessiert, findet neben der Ausstellung der Fotografien auch eine Video-Dokumentation, in der zu sehen ist, wie der Künstler in völliger Dunkelheit nachts alleine im Wald arbeitet.

Eine beeindruckende Lebensgeschichte

Bereits im Alter von sechs Jahren entdeckte Herman die klassische Musik für sich und wurde Schlagzeugspieler in einem philharmonischen Orchester, er spielte aber auch in Ensembles und Rockbands. Nach einem längeren Aufenthalt in New York und einem Universitätsabschluss in der Hauptstadt Israels, Tel Aviv, zog er nach Lateinamerika und unternahm eine lange Recherchereise in sieben Länder: Er fotografierte kubanische Musiker, den Karneval in Bahia und die Zapatisten in Mexiko. Anschließend studierte er in Mexiko und Chile Malerei und wurde Teil einer Künstlerkommune.

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Seine visuelle Ausbildung war geprägt von der großstädtischen Erfahrung einerseits und Hermans Liebe zur unbelasteten Natur andererseits. 2003 zog er nach Mailand. Dort stellte er sehr erfolgreich das Projekt ,,Bereshit-Genesis’’ aus, in dem er die Nacht ohne elektronische Hilfsmittel oder digitale Manipulation fotografierte, er zeigt, was mit bloßem Auge eigentlich nicht gesehen werden kann. Diese Ausstellung führte ihn in die internationale Kunstszene ein. Mittlerweile befinden sich viele seiner Arbeiten in öffentlichen und privaten Museen. Zurzeit arbeitet und lebt Rafael Y. Herman in in Paris.
„Die Nacht beleuchtet die Nacht“ im Ludwig-Museum

Noch bis zum 1. April 2018

Budapest, IX. Bezirk, Komor Marcell utca 1

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 20 Uhr

Eintritt: 1.600 Forint pro Person

Weitere Informationen finden Sie unter www.ludwigmuseum.hu

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