Bislang wurden zwei verschiedene Pläne erarbeitet: einer für den Fall, dass die Generalversammlung der BKK beschließt, dass keine externen Busgesellschaften mit dem Metro-Ersatz beauftragt werden, ein weiterer, falls der Betrieb der Metro aus Sicherheitsgründen sofort gestoppt werden müsse. Der erste Plan könnte möglicherweise in Kraft treten, da das Amt für Vergaberecht erst kürzlich die Ausschreibung der Metro-Ersatzbusse für ungültig erklärt hat. Die Lieferung von 150 neuen Gelenkbussen verzögert sich deshalb um drei bis sechs Monate. Es gilt auch als sehr wahrscheinlich, dass die Hauptstadtverwaltung sich nicht noch einmal mit der Ausschreibung befassen, sondern versuchen wird, die nötigen Ersatzbusse aus dem BKK-Bestand zu decken, die Fahrstrecken umzugestalten und alle zur Verfügung stehenden Optionen zu nutzen, um den Metro-Ersatz aus eigener Kraft zu bewerkstelligen.

Die letzte Datenerhebung über den öffentlichen Personennahverkehr in Budapest hat ergeben, dass die M3 zur morgendlichen Stoßzeit mehr als 15.000 Passagiere in Richtung Újpest-Központ und weitere 13.500 in Richtung Kőbánya-Kispest befördert. Wenn sie also vollständig ihren Betrieb einstellen würde, dann müsste die BKK für den morgendlichen Berufsverkehr 75 bis 80 Busse aus ihrem eigenen Bestand, von anderen Buslinien und anderen Busgesellschaften (zum Beispiel VT-Arriva, Volánbusz) bereitstellen.

Wegfall kann nur teilweise mit Bussen kompensiert werden

Warum nur 75 bis 80 Busse benötigt werden? Weil einer erst kürzlich durchgeführten Studie zufolge, welche im Auftrag der Stadtverwaltung das Thema Metro-Ersatz analysiert hat, der Rhythmus der Ampeln sich ansonsten verändern würde. So könne eine Ampel, die an Kreuzungen im 90-Sekunden-Takt von Rot auf Grün wechselt, in dieser Zeit nur zwei Bussen die sichere Überquerung garantieren. Das bedeutet, dass bei 40-maligem Grün (innerhalb einer Stunde) nur 80 Gelenkbusse die Kreuzung passieren könnten.

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Praxistest noch offen: So schön übersichtlich sieht der Generalplan für die Kompensation der Metrolinie 3 aus.

Ähnlich sieht es hinsichtlich der Kapazität der Haltestellen aus, die nur zwei Gelenkbussen gleichzeitig Platz bieten. Diese beiden Faktoren beeinflussen die Gesamtkapazität der Schienenersatzbuslösung. Während die Metro zu Stoßzeiten 15.000 Passagiere befördert, kann ein Ersatzbus (bei vier Personen pro Quadratmeter Stehfläche) pro Stunde nur 8.400 Passagiere sicher befördern. Das bedeutet, dass während der Stoßzeiten (morgens zwischen 7 und 9 Uhr und nachmittags zwischen 16 und 18 Uhr) Busse keinen kompletten Ersatz garantieren können und der Bedarf nur zu 60 Prozent abgedeckt wird.

Neuer Streckenverlauf von Bussen und Straßenbahnen

Deshalb plant die BKK die Einführung eines neuen Streckenverlaufs, welcher von der üblichen 3er-Metrolinie abweicht. Die aus dem Norden von Pest kommenden Straßenbahnen 14 und 12, die parallel zur Metro entlang der Lehel út verlaufen, bieten eine gute Möglichkeit, um ins Zentrum zu gelangen. Die Linie 1 und die in Richtung Népliget verlaufende 1A würden mit zwei zusätzlichen Straßenbahnen den Passagieren weitere Ausweichmöglichkeiten bieten. Die Buslinien in Richtung Zentrum, 20E, 30, 30A und 230 aus Káposztásmegyer (Raum Megyer), könnten eine weitere Alternative mit Umsteigemöglichkeiten zu den Metrolinien 2 und 4 bieten. Die derzeit aus dem Norden Budas in Richtung Árpád híd fahrenden Busse 34 und 106 würden ihre Endhaltestellen an den Lehel tér verlegen.

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Auf der östlichen Seite der Stadt, entlang der Üllői út verkehrt bislang tagsüber kaum etwas, hier gäbe es verschiedene Ausbaumöglichkeiten. Auch hier könnte die Erweiterung der Straßenbahnen 1 und 1A eine Option darstellen. Zudem die Miteinbeziehung der M2 in den Ersatz, zu diesem Zweck auch eine häufiger verkehrende Buslinie 85. Die von Gyál und Pestszentimre in Richtung Stadtzentrum verkehrenden Verkehrsmittel (84E, 89E, 94E, 294E) könnten statt nur bis zum Határ tér bis zum Nagyvárad tér fahren. Die von der Havanna-Siedlung verkehrende Linie 136E könnte ebenfalls den Nagyvárad tér in ihren Fahrplan aufnehmen. Auch Bus 200E, der zwischen der Innenstadt und dem Liszt-Ferenc-Flughafen verkehrt, könnte miteinbezogen werden und bis zum Nagyvárad tér fahren. Ebenso wären die Straßenbahnen 4 und 6 Bestandteil des Ersatzplanes, auch wenn es dadurch zu enormen Platzproblemen kommen würde.

Viele Passagiere werden auf andere Verkehrsmittel umsteigen

Damit die Ausweichoptionen auch während der Stoßzeiten wirklich funktionieren, wären neben den 75 bis 80 Metro-Ersatzbussen noch weitere 50 bis 70 Busse (einigen Meinungen zufolge sogar weitere 120) sowie mindestens 10 bis 15 Straßenbahnen notwendig. Um dies bewerkstelligen zu können, ist die BKK auf die Hilfe überregionaler Busse sowie auf Züge der MÁV angewiesen. Unabhängig davon, wie viele Busse man auftreiben kann, eines ist sicher: Es wird zu einem enormen Gedränge, Staus und Überlastungen der Ersatzfahrzeuge und -linien kommen.

Die oben genannten Zahlen wurden für den Bedarf in Stoßzeiten ausgerechnet. Zu anderen Tageszeiten wird es für die BKK natürlich zu geringeren Schwierigkeiten kommen. Der Studie bezüglich des Metro-Ersatzes hat zudem gezeigt, dass sehr viele Passagiere andere Zeiten für die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel wählen oder auf andere Linien ausweichen werden. Einige werden auf Taxen umsteigen oder ihr eigenes Auto benutzen, ohne auf die dadurch zunehmenden Staus Rücksicht zu nehmen. Einige Befragte gaben an, dass sofern es das Wetter zulässt, sie die Strecke zur Arbeit laufen oder dafür das Fahrrad nutzen wollen. Die genannten Daten stammen größtenteils aus den Ergebnissen der Studie, welche die BKK für den Fall einer planmäßigen Stilllegung der Metrolinie 3 in Auftrag gegeben hat.

Zurzeit steht noch nicht fest, wann mit der Renovierung der M3 wirklich begonnen wird. Wie sich herausstellt, wurden dem Amt für Vergaberecht so hohe Kostenvoranschläge für die Instandhaltung der Metrostationen vorgelegt, dass es sich die Hauptstadt aus finanziellen Gründen überlegen muss, ob sie die Renovierung der maroden Metrolinie überhaupt in Angriff nimmt. In diesem Fall würde ein Zustand herbeiprovoziert, der zu einer außerplanmäßigen Stilllegung der Metrolinie 3 führen könnte. Auch dafür werden schon entsprechende Vorkehrungen getroffen.

Der hier wiedergegebene Text basiert auf einem Artikel des Online-Portals Index.hu.


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