Die Budapester Stadtratssitzung hat vergangenen Mittwoch beschlossen, dass eine bislang namenlose Promenade im 13. Bezirk zwischen der Dráva utca und der Árpád-Brücke den Namen „Moskau“ erhält und in „Moszkva sétány” (dt.: Moskauer Promenade) getauft wird. Damit löst die Stadtverwaltung zugleich ihr Versprechen gegenüber der russischen Regierung ein. Die erste Idee, einen Platz in Budapests Stadtteil Kőbánya in „Moszkva tér“ umzutaufen, war zuvor gescheitert.

Vielleicht deswegen, weil es für viele Budapester nach wie vor nur den einen Moszkva tér gibt, nämlich den in Buda. Während andere politische Umbenennungen in der Vergangenheit schnell ihren Weg in die Umgangssprache fanden, erfreut sich die Bezeichnung Moszkva tér weiterhin einer hohen Popularität. Lenin körút (heute Erzsébet körút und Teréz körút) oder Marx tér (Nyugati tér) verschwanden nach der Wende rasch aus der Umgangssprache, noch immer kann man sich aber ohne Risiko am „Moszkva tér“ verabreden oder einen x-beliebigen Budapester Taxifahrer bitten, zum „Moszkva tér“ gefahren zu werden, ohne in ein ratloses Gesicht zu blicken.

#

Auch die russische Regierung hatte auf die Namensänderung 2010, die laut Regierung auf Initiative einer Zivilorganisation vorgenommen wurde, mit Unverständnis reagiert – war doch mit der Taufe des Moskauer Platzes 1951 die sowjetische Hauptstadt geehrt worden. Um die russischen Gemüter zu beruhigen, hatte die Stadtverwaltung um Oberbürgermeister Tarlós versprochen, einen andern Platz zu finden, der den Namen Moskau weitertragen werde.

Nun, fünf Jahre später, scheint er sein Versprechen endlich einlösen zu können. Auch wenn es sich nicht um einen Platz, sondern nur um eine kleine Uferstraße handelt. Immerhin entgeht Budapest so dem Schicksal, plötzlich zwei Moskauer Plätze zu besitzen, einen offiziellen und einen inoffiziellen. Man kann sich also auch in Zukunft, ohne jegliche zusätzliche Erklärung zum „Moszkva tér“ chauffieren lassen oder dort verabreden.
Konversation

WEITERE AKTUELLE BEITRÄGE
Regierungsbeschlüsse

Ende für Transitzonen

Geschrieben von BZ heute

Am kommenden Dienstag reicht die Regierung jene Vorlage im Parlament ein, mit der sie um die…

Im Gespräch mit Columbo, Frontmann der Band Irie Maffia

Musik in der Quarantänezeit

Geschrieben von Péter Réti

Vor 15 Jahren wurde die ungarische Band Irie Maffia gegründet. Die Budapester Zeitung sprach mit…

Brettspielverleih „Játszóház Projekt”

Lasset die Spiele beginnen!

Geschrieben von Elisabeth Katalin Grabow

Gezwungenermaßen verbringen viele Menschen heute mehr Zeit daheim. Da wird die Suche nach neuen…