Die Redewendung „Aller Anfang ist schwer“ gilt auch für Jungunternehmen, die nach der Ausarbeitung ihres Produktes oder ihrer Dienstleistung unter anderem Vertriebs- bzw. Marketingstrategien entwickeln, um ihre Geschäftsidee zum Laufen zu bringen oder ein Patent beantragen, um diese rechtlich schützen zu lassen. In solchen Fällen kann professionelle Hilfe einen großen Beitrag leisten, doch Start-ups können sich kaum einen Unternehmensberater oder Ähnliches leisten. Wie also an einen erfahrenen Berater gelangen? Eine bedeutende Möglichkeit stellen sogenannte Mentorenprogramme dar, bei denen ein erfolgreicher Unternehmer – zum Teil ehrenamtlich – seinen Schützlingen Ratschläge gibt und sie mit Kontakten versorgt (unter denen wiederum potenzielle Partner/Investoren oder Kunden sein können).

Mentorenprogramme leisten wertvolle Starthilfe

Diese meist an Universitäten betriebene, traditionelle Institution gibt es auch in der Wirtschaft, in Deutschland etwa bei einzelnen Industrie- und Handelskammern. Auch in Ungarn gibt es Mentorenprogramme, etwa bei den ungarischen Tochterunternehmen amerikanischer Konzerne wie National Instruments, GE, IBM oder bei der ungarischen MOL-Gruppe beziehungsweise beim ungarischen Landesverband der Jungunternehmer oder dem Design Terminal.

Ein anhand der Zahlen besonders beliebtes ist das Hochschul-Mentorenprogramm „BossConnect“, das vor zwei Jahren gestartet wurde und bisher rund 1.000 Bewerber anzog sowie 400 Mentees an 90 Manager vermittelte. Laut dem Wirtschaftsmagazin Piac & Profit haben die Mentoren dabei ganze Arbeit geleistet und den Marktwert der Start-ups ihrer Schützlinge im Schnitt um 32 Prozent erhöht. Auf der anderen Seite haben rund 80 Prozent der Schützlinge nach einem halben Jahr Programmteilnahme eine Stelle bei einem Unternehmen angenommen oder gar ein eigenes gründet; kein Wunder, dass die durchschnittliche Zufriedenheit der Mentorierten innerhalb der ersten zwei Jahre satte 93 Prozent beträgt.

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Staatliche „Landkarte“: Der Start Up Guide will angehenden Unternehmern am Beginn ihrer Reise die richtige Richtung weisen.

Nachdem das Programm bereits erfolgreich in Budapest läuft, will man es nun mithilfe der kooperierenden Hochschulen auch „in die Provinz“ bringen und weitete es auf das ganze Land aus. Auf der Webseite des Programms unter www.bossconnect.com finden Interessierte nicht nur Informationen zu konkreten Kontakt-Veranstaltungen und zu den Teilnahmebedingungen, sondern auch die Liste der mitwirkenden Mentoren. Diese umfasst nicht nur Persönlichkeiten wie György Kobelrausch (ehemaliger Unilever-Direktor, nun Coach), Zoltán Rudi (ehemaliger Redaktionsleiter der Nachrichten beim ungarischen Staatsfernsehen MTV) oder Michele Orzan (Präsident der in Budapest ansässigen EuCham - European Chamber), sondern neben erfolgreichen Selbstständigen auch Vertreter von bedeutenden Unternehmen wie Telenor Magyarország, T-Systems, OTP Bank, K&H Bank, Origo Zrt., Deloitte und Praktiker Kft.

Staatlicher Kompass für Kreativunternehmen

Neben dem bereits erwähnten Mentorenprogramm der für die Entwicklung der ungarischen Kreativindustrie verantwortlichen staatlichen Agentur Design Terminal – das laut Medienberichten und einer Mitteilung des HR-Ministeriums von Mitte Juni in seiner jetzigen Form nicht mehr existieren wird – können Jungunternehmen dieses Sektors auch eine weitere Hilfe zur Rate ziehen: den „Start Up Guide 2016“, der seit 2007 mittlerweile in der 11. Auflage erscheint. Herausgeber ist der ebenso staatliche Ungarische Design-Rat (MTF), der – als der Nationalen Behörde für Geistiges Eigentum untergeordnete Körperschaft – für die Erarbeitung einer Regierungsstrategie zur Entwicklung des heimischen Kreativsektors zuständig ist.

Die ausschließlich in digitaler Form und unter http://kreativipar.startupguide.hu kostenlos herunterladbare Publikation enthält allerlei Tipps zum Start des eigenen Unternehmens im Design- und Kreativ-Bereich beziehungsweise zur Entwicklung von diesem. Denn auch dort gilt, dass neben der kreativen Produkt- oder Dienstleistungsidee auch rein rationale Aspekte wie Finanzen, Businesspläne und rechtliche Fragen beachtet werden müssen. Der Start Up Guide gibt folglich unter anderem konkrete Hinweise und Beispiele zum Entwerfen des eigenen Businessplans, der als „Basisdokument“ des eigenen Unternehmens Strategien zu dessen Finanzierung, zur Wahl des richtigen Marktes und zur richtigen Kommunikation mit potenziellen Kunden enthält.

„Landkarte für weites Feld“

Die Publikation enthält zudem auch ein Kapitel zur SWOT-Analyse, also „Strengths“ (Stärken), „Weaknesses“ (Schwächen), „Opportunities“ (Chancen) und „Threats“ (Bedrohungen), die der Positionsbestimmung und der Strategieentwicklung von Unternehmen und anderen Organisationen dient; ferner zu den Themenkomplexen Marktforschung, Marketingplan, Firmengründung, Steuerrecht und Buchhaltung, Personalrekrutierung, Risikokapital, Verhandlungen, Geschäftsleben, Werbung, PR/Kommunikation sowie Förderprogramme. Für Kreativunternehmen dürften gerade die Aspekte Urheberrecht und Patentrecht in Ungarn sowie in der Europäischen Union von besonderer Bedeutung sein, denen ebenfalls jeweils ein eigener Abschnitt gewidmet ist.

Im Vorwort von Dr. Miklós Bendzsel, Präsident des MTF, heißt es passend: „Der sich vor angehenden Unternehmern öffnende Raum kann zugleich als weites Feld und als nicht begehbarer Weg, als Reich der unbegrenzten Möglichkeiten oder gefährliches Terrain erscheinen. (…) Der Start Up Guide ist nichts anderes, als eine Art Landkarte, eine Hilfe, um ins Ziel zu kommen.“
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