Wer zum ersten Mal Budapest und den Nagykörút besucht, wird vermutlich über die Architektur erstaunt sein. Denn die hier um die Jahrhundertwende im eklektischen Stil erbauten Gebäude sind nicht nur schön anzuschauen, sondern vor allem auch bekannt: Neben den erstklassigen Hotels findet sich hier zum Beispiel mit dem Vígszínház ein wichtiges Theater. Das wiederum ist, wie auch der Rest Budapests, über den Nyugati Pályaudvar unmittelbar erreichbar – und dieser noch dazu vom berühmten Architekten Gustav Eiffel entworfen. Deswegen zählt der Nagykörút eigentlich zu den schönsten Straßen der Stadt. Eigentlich, denn neben den Fünf-Sterne-Hotels reihen sich hier auch schäbige Bistros und Kioske, die zwingend renoviert werden müssten. In den ehemals eleganten Mode- und Juweliergeschäften finden sich jetzt Billigläden, die wie die zahlreichen anderen Boutiquen mit ihren übergroßen Werbetafeln definitiv kein einheitliches Stadtbild formen. Dazu kommen noch üble Gerüche und das alltägliche Verkehrschaos. Nicht verwunderlich, dass bereits über Verbesserungen nachgedacht wird. Der Lehrstuhl für öffentliche Gebäude der Budapester Universität für Technik und Wirtschaft führte diesbezüglich zahlreiche Untersuchungen im Auftrag der Stadtverwaltung durch, um ein Konzept zur Verschönerung zu erarbeiten. Auf der Webpage www.nagykorut.budapest.hu kann man schon heute einen Blick darauf werfen, was alles eigentlich nicht sein dürfte in Sachen Schaufenstergestaltung und auch, wie der Nagykörút aussehen könnte.

Rundum erneuern

Das Ergebnis ist eindeutig, geht es doch um die architektonische Vereinheitlichung des Stadtbilds am Nagykörút. Im Mittelpunkt steht hier vor allem die Renovierung der hier befindlichen Gebäude. Unter der Federführung von Architekt Ákos Polgárdi zeichnen das Konstella Studio und die Firma Circumstances Creative Co. für Vermessung, Fotografie und Forschung verantwortlich.

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Das Projekt betrifft den kompletten Boulevard ebenso wie Terézváros. Márta Simon, Vizebürgermeisterin des VI. Bezirks und daneben Künstlerin sowie der Architekt István Matus sind dabei die wichtigsten Unterstützer des Projekts. Sie haben auch das Terese-Boulevard-Portalprojekt ins Leben gerufen. „ Viele kleine Geschäfte haben den Platz der größeren Läden mit riesigen Schaufenstern übernommen. Alle Geschäfte wollten die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich ziehen und haben sich so mit immer auffälligeren Lösungen gegenseitig hochgeschaukelt. Die Aufschriften, die Schaufenster, die Schilder und Vordächer nahmen zu.“

Im Vordergrund stehen bei dem Projekt neben der architektonischen Vereinheitlichung auch die kleinen Details. Zudem wird die unmittelbare Umgebung in die Planungen mit einbezogen. Alle Gebäude werden dabei fotografiert und bekommen ein eigenes Datenblatt mit den relevanten Zahlen und Fakten. Denn nur so ist schlussendlich eine Renovierung ohne Schäden möglich.

Probleme vorhanden

Sándor Finta, der Hauptarchitekt Budapests, spricht klar aus, was er denkt: „Neben den Werbungen bedeuten vor allem die Pavillons und die chaotischen Terrassen große Probleme. Deshalb haben wir Leitlinien für Ausbauprojekt ausgearbeitet, und nur wenn diese Richtlinien eingehalten werden, geben wir die Genehmigung für den Ausbau einer Terrasse.“

Bei der Renovierung der Geschäfte muss heute viel beachtet werden. Der Charakter und die verschiedenen Ebenen des Denkmalschutzes des Gebäudes sind dabei nur einige Elemente. Sogar die Schutzebenen spielen eine wichtige Rolle. So ist es keineswegs egal, ob ein Gebäude unter gebietlichem, gemeindlichem, bezirklichem oder hauptstädtischem Schutz steht.

Das Projekt www.nagykorut.budapest.hu ist neben der Stadtverschönerung auch sehr aktuell. Dieses Jahr ist der Große Boulevard 120 Jahre alt und damit nur 30 Jahre jünger als die Wiener Ringstraße. Im April 2016 wurden deswegen zahlreiche Events organisiert, welche die Geschichte des Großen Boulevards vorstellen. So war eines dieser Programme beispielsweise das Geöffnet!Festival (ung. Nyitva!Fesztivál), in dessen Rahmen man für einen Monat in einem der leerstehenden Geschäftsräume einziehen konnte, und bei Gefallen konnte der Raum entweder gekauft oder gemietet werden.

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