“Meine Eltern merkten schon früh, dass ich eine große Freude an Musik hatte”, erzählt der 28-jährige Budapester Gergely Demény. “Sobald eine Melodie erklang, konnte ich nicht mehr still sitzen.” Als Demény sieben wurde, erlaubten ihm seine Eltern, ein Instrument zu lernen. “So begann ich klassischen Klavierunterricht zu nehmen und freute mich darüber, nun auch selber Musik zu machen - zumindest für die ersten paar Tage. Meine Lehrerin und ich verstanden uns einfach nicht, ich hatte Angst vor ihr zu spielen.” Trotzdem lernte er weitere sieben Jahre klassisches Klavier.

Wie aus dem Klavier die Gitarre wurde

Deménys Eltern konnten das Gefühl des Jungen damals nicht nachvollziehen und erlaubten ihm weder einen Lehrer- noch einen Instrumentenwechsel. “Das Klavier ist ein schönes Instrument - solange ich es nicht spielen muss, wir passen einfach nicht zueinander. Mein Bruder spielte von klein auf Gitarre, wie eine Harfe – und ich war neidisch”, sagt Gergely Demény. Als er 15 Jahre alt war, schaffte er es seinen großen Bruder zu überreden, dass er ihm das Gitarrespielen beibringt. Der Jugendliche war wie elektrisiert und wusste sofort, das und nichts anderes ist es, was er ab jetzt machen möchte. “So hat alles mit meinem Bruder angefangen. Er zeigte mir meine ersten drei Akkorde, ich improvisierte mein erstes eigenes Stück und konnte zum ersten Mal ich selber sein”, erklärt Demény.

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„Alleine, wenn ich mit einem Metronom spiele, ist es so, als wenn die Lieder ihre Seele und etwas Freiheit verlieren – unter anderem deswegen spiele ich ungern nach Noten.”

Nachdem er das Gymnasium beendet hat, wurde er an einem Konservatorium zum Studium des Gitarrenspielens angenommen. Damals war er gespannt, andere Musiker zu treffen, sich über seine Leidenschaft auszutauschen und sie weiterzuentwickeln. “Das Problem war, dass ich mich selber in meiner Musik zurücknehmen musste. Ich möchte kein kommerzieller Musiker sein, das ist nicht das, womit ich mich wohlfühle, für mich persönlich ist es einfach nicht das Richtige”, sagt er über sich selbst.

Lampenfieber ist nichts schlimmes

Das, was er aus dem Konservatorium mitgenommen hat, ist nicht nur eine verbesserte Technik, sondern vor allem Erfahrung vor anderen zu spielen. Gergely Demény gibt zu, dass er vor jedem seiner Auftritte Lampenfieber hat und sich zu Beginn des Konzertes vor dem Publikum unwohl fühl. Doch der Gitarrist lernte, daran zu arbeiten und das Lampenfieber als nichts Negatives zu empfinden: “Es macht es besonders und der Umgang mit der Nervosität ist inzwischen ein Teil meiner Vorbereitung für den Auftritt geworden. Ich empfinde es mittlerweile als eine Art der Bereicherung, sie lässt mich härter arbeiten.”

Mit perkussiven Fingerstil dem Instrument näher

Der junge Musiker spielte in den letzten Jahren in verschiedenen Bands, trat aber auch als Solokünstler auf. “Jeder sagt, dass er originelle Musik macht und seine Richtung nicht definieren kann. Eigentlich verschweigt jeder damit, dass man sich nicht festlegen möchte und versucht etwas Neues zu schaffen”, erklärt Demény. “Aber wie jeder ist man unweigerlich von anderen Musikern inspiriert und bei der Bandbreite ist es heute schwierig Neues zu schaffen.”

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„Mit der Gitarre kann ich ich selbst sein.“

Im Laufe der vergangenen Jahre hat er alle möglichen Richtungen ausprobiert - von Rock bis Jazz war alles mit dabei. Seine derzeitige Richtung beschreibt er als perkussiven Fingerstil. Er nutzt nicht nur die Seiten, sondern den ganzen Körper des Instruments. Gergely zupft nicht nur, sondern klopft rhythmisch sowohl auf Saiten als auch auf dem Korpus. Zusätzlich stimmt er sein Instrument nach anderen Tonlagen und kann somit mit einem erweiterten Klangspektrum arbeiten. “Dieser Stil ermöglicht es mir eigene Anschlagtechniken zu entwickelt und das Instrument neu zu erfahren”, erklärt Gergely.

Nicht kopieren, aber inspirieren

Den jungen Musiker inspirieren derzeit Komponisten, wie der isländische Multiinstrumentalist Olafur Arnalds, er interpretiert auf verschiedensten Instrumenten Indie, klassische und elektronische Musik, aber auch Musiker wie John Buttler (Bluesrock, Folkrock), Any McKee, der sich auf verschiedene Fingerstile spezialisiert hat, und Antoine Dofour, der mit seiner Musik Richtungen wie Folk Music, Funk, Progressive Rock und klassische Musik abdeckt. Gergely hört ihnen gerne zu und gewinnt Denkanstöße, er spielt sie nicht nach. “Alleine, wenn ich mit einem Metronom spiele, ist es so, als wenn die Lieder ihre Seele und etwas Freiheit verlieren – unter anderem deswegen spiele ich ungern nach Noten”, erklärt er den Zusammenhang.

Demény improvisiert seine eigenen Kompositionen immer ein Stück weit neu, er schreibt sie nämlich nicht auf. So gibt er anderen lediglich die Möglichkeit, ihm zu lauschen, aber nicht, seine Musik nachzuspielen. Auch ihn selber stellen die fehlenden Noten vor ungeahnte Herausforderungen. “Ich habe vor Kurzem meine erste CD aufgenommen, ohne geschriebene Noten war das dann doch etwas aufwendiger als gedacht. Aber ich bin der Überzeugung, dass mein Gedächtnis das Gute meiner Improvisation erinnert und es mich zu einer Komposition machen lässt, die ich je nach Stimmung Tag für Tag etwas neu interpretieren und so gefühlvoll weiterentwickeln kann”, erzählt der junge Musiker. “Heute mache ich mir langsam in und um Budapest einen Namen und hoffe in den nächsten Monaten eine zweite CD aufzunehmen und damit durch Europa zu touren.”

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