Vegetarier, Veganer, Frutarier, Paleo-Anhänger – unsere Ernährungsgewohnheiten sind heute so vielfältig wie nie zuvor. Doch eine Klasse der Ess-Exoten liegt gerade voll im Trend – die Raw-Food-Bewegung, weniger attraktiv als Rohkost bekannt. Auch Réka Bárányos und Ádám Novák, die im Dezember 2014 das Konditoreicafé Naspolya Nassolda im Budapester VI. Bezirk eröffnet haben, zählen sich zu den Raw-Foodies. Vor rund drei Jahren stieg das Paar nach der Lektüre einiger einschlägiger Bücher auf den Lebensstil um. Wie Bárányos erklärt, ist dabei eines ausschlaggebend: „Nichts darf über 42 Grad erwärmt werden“ Denn jenseits dieser kritischen Temperaturgrenze, die nur wenig über der Körpertemperatur liegt, weiß Bárányos, gehen viele wertvolle Vitamine und Enzyme verloren.

„Wir backen nicht“

Doch was tun, wenn man wie Bárányos Kuchenliebhaber ist? Mit etwas Zeit, viel Geduld und Liebe experimentierte sie mit Rohkostkuchen und nach einer Weile stellte sich heraus: „Die Kuchen waren wirklich lecker und wir wollten sie einem breiteren Publikum zugänglich machen.“ Die Idee für Naspolya Nassolda war geboren.

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Naspolya ist der ungarische Name für die Mispel. Mispeln waren im Mittelalter ein beliebtes Obstgehölz, sind heute aber weitestgehend in Vergessenheit geraten. Doch in der Rohkostküche hat die Frucht mit dem angenehm säuerlichen Geschmack ein Revival erlebt. Auch das Logo der Naspolya Nassolda zeigt eine Mispel. Der Begriff Nassolda ist eine Eigenkreation, wie Réka Bárányos erzählt. Das ungarische Wort „cukrászda“, das für Konditoreien benutzt wird, leitet sich vom Wort für „Zucker“ ab. „Genau hier liegt eben der Unterschied zu einer 'cukrászda'“, erklärt Bárányos, „wir benutzen keinen Zucker für unsere Kuchen und Desserts und wir backen auch nichts.“ Nassolda setzt sich aus dem ungarischen „nassol“, was naschen bedeutet und der Silbe „-da“ zusammen, die einen Ort bezeichnet.

Wie hält das nur zusammen?

An diesem Naschort also bieten Bárányos und ihr Team eine breite und ständig wechselnde Auswahl an rohen Torten, Cupcakes, Kuchen, Puddings, Müslis und anderen süßen Desserts an. Auch frisch gepresste Säfte und hausgemachte Mandelmilch sind im Angebot. Saisonalität spielt hier eine große Rolle, denn Konservierungsmittel passen nicht zum Raw-Food-Gedanken. Verarbeitet wird – solange es organisch, regional und Fair Trade ist –, was es gerade auf dem Markt zu kaufen gibt. Viele werden sich vielleicht beim Anblick der perfekten, kleinen Muffins fragen: Wie hält das eigentlich zusammen? Schließlich verzichtet Bárányos sogar auf Eier. „Das Geheimnis liegt in der Teigmischung, die meist aus gekeimtem Buchweizen, Cashewnüssen und Datteln besteht. Letztere sorgen nicht nur für eine fruchtige Süße – auf Zucker ebenso wie auf Milch verzichtet Bárányos prinzipiell –, sondern auch für die nötige Feuchtigkeit, um den Teig zu vermengen. Im Dörrofen gewinnt das Ganze an Festigkeit. Für die Füllung wird je nach Rezept beispielsweise eine Masse aus Cashewnüssen und Bierhefe genutzt, die äußerlich von einer Quark- oder Frischkäsecreme wie etwa beim Cheesecake kaum zu unterscheiden ist. Auch im Geschmack lassen die süßen Kreationen im Naspolya Nassolda nichts vermissen. Es geht eben auch ohne Milch, Zucker, Eier, Mehl und Backofen.

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Auch salzige Snacks gibt es ab und zu im Angebot. Im Winter waren, wie Bárányos verrät, die getrockneten Grünkohlchips unter den Besuchern des Cafés ein großer Hit. Doch bisher fehlt es dem kleinen Lokal an Kapazitäten, um ihre Produktpalette dahin gehend auszubauen.

Fazit

Man muss nicht Veganer oder Rohköstler sein, um ein Stück der grandiosen Torten oder einen Snack, dazu eine Tasse Kaffee – ausnahmsweise über 42 Grad erhitzt –, im Naspolya Nassolda genießen zu können. Dafür sorgt die Atmosphäre des mit viel Liebe eingerichteten Lokals, das sogar eine spektakuläre, aus einem Holzstamm gefertigte Schaukel besitzt, und die freundliche, hilfsbereite Bedienung. Und wer weiß, vielleicht wird es auch unser Körper danken.

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Naspolya Nassolda

Budapest, VI. Bezirk, Káldy Gyula utca 7

Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 10 bis 20 Uhr, sonntags bereits ab 9.30 Uhr

Reservierungen unter +36 70 380 8407 oder info@naspolya.hu

Weitere Informationen finden Sie auf www.facebook.com/naspolyanassolda

Preise

Süßspeisen und Snacks: 580 bis 940 Forint

Frühstücksangebot:1.390 bis 1.990 Forint

Kaffeespezialitäten:390 bis 990 Forint

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